Rezension
Heinz Herz, Morgenland - Abendland. Fragment zu einer Kritik „abendländischer“ Geschichtsbetrachtung (Leipzig 1963)
Heinz Herz stellt sich in seinem Werk Morgenland – Abendland vehement gegen die europäische und speziell gegen die deutsch „abendländische“ Geschichtsschreibung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der absolute Eurozentrismus und die Ignoranz der Einflüsse anderer Kulturen, besonders die der orientalische Kultur, auf die europäische Geschichte verwirft Herz und empfiehlt eine universalgeschichtlichere Anschauungsweise. Diese Ansicht, die Verfehlung der Abendlandtheorie in der deutschen Geschichtsschreibung, stellt auch gleichzeitig die Leithypothese dar. Dabei darf auch nicht das Umfeld des Autors außer Acht gelassen werden, da sich Leipzig 1963 in der DDR befand.
Quellen, die seine These direkt bestätigen werden nicht angeführt. Die Argumentationsweise besteht in einer Analyse und Kritik der Gegenseite, wofür Herz die Autoren Jacob Burckhardt und Leopold von Ranke mit ihren Werken „Weltgeschichtliche Betrachtungen“ und „Weltgeschichte“ anführt, welche die „abendländische“ Geschichtsschreibung nicht nur unterstützt, sonder auch geprägt haben.
Das 689 Seiten fassende Werk behandelt die konfliktreiche Geschichte zwischen Morgen- und Abendland. Vom alten Orient, über die Antike, Mittelalter, Byzanz, Kreuzzüge, Türkenbedrohung, griechischen Freiheitskampf, bis zum bürgerlichen Europa des 19. Jahrhunderts auf dem Weg zum Kolonialismus. Speziell in den Epochen der Kreuzzüge, FNZ – Türkenbedrohung und dem griechischen Freiheitskampf, spielt Herz auf die „abendländische“ Rolle Europas an, die seiner Meinung nach nie von Einheit und Solidarität geprägt wurde. Jedoch bemüht sich der Autor rein aus der Sicht der Geschichtsschreibung die Gegebenheiten zu analysieren und nicht etwa aus einer religiösen Sicht. In dieser zeitlich sehr weitreichenden Spanne werden jedoch einige Hypothesen, die zur Begründung der Leithypothese dienen sollten, nicht ausreichend belegt und begründet. In oft zweifelhaften Punkten fehlt die entlastende Fußnote und wird somit zu einer Theorie und nicht zu einem Beleg. Im Laufe des Buches versteift sich der Autor immer mehr auf chronologische Abläufe womit die Hypothesenbelegung auch an ihrer Intensität geschwächt wird. Was dem Professor der Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena jedoch nicht vorzuwerfen ist der fehlende Zweifel, mit dem er an das Thema herangeht.
Seine Rückschlüsse aus den damaligen Umständen überträgt er gut auf seine Hypothese und behält auch andere Einflüsse immer im Auge. Die Argumentation ist größtenteils schlüssig und gut aufarbeitet. Einen Punkt möchte ich jedoch kritisch betonen. Herz schreibt: "...aus ihnen (die 2 WK) lässt sich kein Abendland mehr restaurieren, aus ihnen kann nur eine sozialistische Zukunft aufgebaut werden, für die es kein „Abendlandproblem“ mehr gibt." Wenn man bedenkt, dass dieses Werk ein in Leipzig angestellter Universitätsprofessor 1963 verfasste, der Europa nur eine sozialistische Zukunft vorhersagt, dann wird die Sympathie zum Osten, die immer wieder angedeutet wird, auch klarer. Im Vergleich zu anderen Werken dieser Zeit sieht es vielleicht genau aus diesem Grund die Problematik der „abendländischen“ Geschichtsschreibung aus einem kritischeren Blickwinkel.
Im Großteil ist Heinz Herzs „Morgenland – Abendland“ eine interessante Lektüre die einen Konflikt historisch wertvoll und auf einem gutem sprachlichen Niveau aufarbeitet und in das 20. Jahrhundert überträgt. Ich kann das Buch jedem empfehlen der geschichtliches Interesse hegt, jedoch muss der politische Hintergrund des Autors immer miteinkalkuliert werden und somit ebenso kritisch behandelt werden, wie die behandelte Problemstellung selbst.
Heinz Herz stellt sich in seinem Werk Morgenland – Abendland vehement gegen die europäische und speziell gegen die deutsch „abendländische“ Geschichtsschreibung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der absolute Eurozentrismus und die Ignoranz der Einflüsse anderer Kulturen, besonders die der orientalische Kultur, auf die europäische Geschichte verwirft Herz und empfiehlt eine universalgeschichtlichere Anschauungsweise. Diese Ansicht, die Verfehlung der Abendlandtheorie in der deutschen Geschichtsschreibung, stellt auch gleichzeitig die Leithypothese dar. Dabei darf auch nicht das Umfeld des Autors außer Acht gelassen werden, da sich Leipzig 1963 in der DDR befand.
Quellen, die seine These direkt bestätigen werden nicht angeführt. Die Argumentationsweise besteht in einer Analyse und Kritik der Gegenseite, wofür Herz die Autoren Jacob Burckhardt und Leopold von Ranke mit ihren Werken „Weltgeschichtliche Betrachtungen“ und „Weltgeschichte“ anführt, welche die „abendländische“ Geschichtsschreibung nicht nur unterstützt, sonder auch geprägt haben.
Das 689 Seiten fassende Werk behandelt die konfliktreiche Geschichte zwischen Morgen- und Abendland. Vom alten Orient, über die Antike, Mittelalter, Byzanz, Kreuzzüge, Türkenbedrohung, griechischen Freiheitskampf, bis zum bürgerlichen Europa des 19. Jahrhunderts auf dem Weg zum Kolonialismus. Speziell in den Epochen der Kreuzzüge, FNZ – Türkenbedrohung und dem griechischen Freiheitskampf, spielt Herz auf die „abendländische“ Rolle Europas an, die seiner Meinung nach nie von Einheit und Solidarität geprägt wurde. Jedoch bemüht sich der Autor rein aus der Sicht der Geschichtsschreibung die Gegebenheiten zu analysieren und nicht etwa aus einer religiösen Sicht. In dieser zeitlich sehr weitreichenden Spanne werden jedoch einige Hypothesen, die zur Begründung der Leithypothese dienen sollten, nicht ausreichend belegt und begründet. In oft zweifelhaften Punkten fehlt die entlastende Fußnote und wird somit zu einer Theorie und nicht zu einem Beleg. Im Laufe des Buches versteift sich der Autor immer mehr auf chronologische Abläufe womit die Hypothesenbelegung auch an ihrer Intensität geschwächt wird. Was dem Professor der Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena jedoch nicht vorzuwerfen ist der fehlende Zweifel, mit dem er an das Thema herangeht.
Seine Rückschlüsse aus den damaligen Umständen überträgt er gut auf seine Hypothese und behält auch andere Einflüsse immer im Auge. Die Argumentation ist größtenteils schlüssig und gut aufarbeitet. Einen Punkt möchte ich jedoch kritisch betonen. Herz schreibt: "...aus ihnen (die 2 WK) lässt sich kein Abendland mehr restaurieren, aus ihnen kann nur eine sozialistische Zukunft aufgebaut werden, für die es kein „Abendlandproblem“ mehr gibt." Wenn man bedenkt, dass dieses Werk ein in Leipzig angestellter Universitätsprofessor 1963 verfasste, der Europa nur eine sozialistische Zukunft vorhersagt, dann wird die Sympathie zum Osten, die immer wieder angedeutet wird, auch klarer. Im Vergleich zu anderen Werken dieser Zeit sieht es vielleicht genau aus diesem Grund die Problematik der „abendländischen“ Geschichtsschreibung aus einem kritischeren Blickwinkel.
Im Großteil ist Heinz Herzs „Morgenland – Abendland“ eine interessante Lektüre die einen Konflikt historisch wertvoll und auf einem gutem sprachlichen Niveau aufarbeitet und in das 20. Jahrhundert überträgt. Ich kann das Buch jedem empfehlen der geschichtliches Interesse hegt, jedoch muss der politische Hintergrund des Autors immer miteinkalkuliert werden und somit ebenso kritisch behandelt werden, wie die behandelte Problemstellung selbst.
franzzobl - 27. Nov, 22:45