Sonntag, 9. Dezember 2007

Die venezianisch-osmanische Beziehung

Venedig ist eine der ersten Nationen, nach dem byzantinischen Reich, die von der Osmanischen Expansion bedroht wurde. Vor dieser Expansion war Venedig die führende See- und Handelsmacht im Mittelmeerraum, wozu auch die Kolonien an der Adriaküste, sowie weitgehende Freiheiten von Kontrollen und Zöllen in anderen Nationen, zählten.
Zu Beginn des 15. Jahrhundert akzeptierte das Osmanische Reich diese Vorrangstellung noch, doch mit der geografischen Ausweitung wurden die Privilegien der Venezier nur noch selten genehmigt. Venedig konnte sich nur mit diplomatischen Geschick mittels Friedensverträgen retten. Venedig erkannte die Gefahr früh und wollte die Eroberung Konstatinopels auf jeden Fall verhindern, da sie im byzantinischen Reich große wirtschaftlichen Privilegien erfuhren. Doch auch mit der militärischen Unterstützung konnte die Stadt nicht gehalten werden, womit Venedig eine noch stärkere Bedrohung erfuhr, was immer mehr Eingeständnisse seitens der Venezier zur Folge hatte. In diesen Jahren der Friedensverträge gelang es den Italienern eine gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zu erlangen, da Venedig vom osmanischen Getreide und das Osmanische Reich von Luxuswaren und anderen Handelsgütern von den Veneziern abhängig war. Um die Bedrohung ausweiten zu können weitete das Osmanische Reich die Handelsbeziehungen zu Florenz und Ragusa aus um die ökonomische Abhängigkeit zu schwächen und den Druck auf Venedig erhöhen zu können. Daraufhin war die venezianisch-osmanische Beziehung von Kriegszeiten und zwischenzeitlichen Friedensverträgen geprägt.
Bündnisgespräche mit dem Perserreich scheiterten und so wurde Venedig immer weiter zurückgedrängt. Der erste venezianische Krieg von 1463 bis 1479 fügt dem venezianischen Seereich gravierende Schäden zu und war verbunden mit territorialen Verlusten in den Adriakolonien, was zugleich eine Einengung des Seeweges bedeutete. Im zweiten Krieg von 1499 bis 1502 verschlechterte sich die Lage zunehmend. Durch die osmanische Eroberung Syriens und Ägyptens 1516/17 übernahm das Osmanische Reich endgültig die Vormachtstellung im Mittelmeerraum, was durch den dritten Krieg von 1537 bis 1540 nochmals bestätigt wurde und mit dem Fall Zyperns 1570/71 schließlich besiegelt wurde.

Diese permanente Zurückdrängung hatte die Gründung einer heiligen Allianz zur Folge, nämlich einem Bündnis mit Spanien, Malta, Genua, Florenz, Parma und Ferrara angehörten. Am 7. Oktober 1571 konnte der osmanischen Flotte bei Lepanto eine vernichtende Niederlage zugefügt werden. Dieser Sieg hatte eine Flut von Türkendrucken zur Folge, die den Triumph des Christentums über die Türken feierte.
Dieser Sieg konnte aber nicht ausgenutzt werden, da sich die Spanier der Eroberung Tunesiens zuwandten und sich nicht weiter fernen Kriegsschauplätzen zuwandten. Daher beinhaltete der Friedensvertrag von 1573 keine Zugeständnisse für Venedig.

Im Zuge der Türkenbedrohung musste Venedig die Rolle als führende Rolle im Mittelmeerraum aufgeben. Das dies jedoch noch andere Einflüsse hatte, als die Türkenbedrohung, darf nie außer Acht gelassen werden.

Die Wiedergeburt Europas

Almut Höfert, Den Feind beschreiben. "Türkengefahr" und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450-1600 (Frankfurt am Main 2003)

Der Europabegriff des Mittelalters war auf geografische Grenzziehungen bedacht hatte aber keinen Einheitsgedanken zugrunde. Erst durch die drohende Türkengefahr, die durch den Fall Konstantinopels 1453 entgültig realisiert wurde, veränderte den Europabegriff. Silvio Piccolomini, der Vertreter Friedrichs III bei Reichstagen und Papst Pius II, waren für eine Neuformulierung ausschlaggebend. Mit der Eroberung Konstantinopels fiel das vierte Patriachart nach Jerusalem, Aleandria und Antiochia unter nichtchristliche Herrschaft.
Der Kreuzzugsgedanke des späten 11. Jahrhunderts wurde von Jerusalem auf Konstantinopel übertragen, wo Papst Calixt III maßgebend war. Der geografische Europabegriff war nun eng mit Christentum verknüpft. Im Unterschied zu den Kreuzzügen des 11. und 12. Jahrhunderts ist dies eine christliche "Mission", die auch von geografischer Bedeutung ist, da die europäischen Grenzen direkt bedroht wurden und nicht wie bei den Kreuzzügen nur die Einheit des Glaubens betroffen war. Die Türkengefahr vereinte sogar kurzfristig die lang zerstrittenen griechischen und lateinischen Christen. Die Mobilisierung gegen den gemeinsamen Feind war jedoch klar nicht leicht zu werden, da Nationen wie Spanien, Frankreich oder England geografisch nicht betroffen waren. Ab Karl V nahmen die Habsburger die Figur des Europas für sich in Besitz, um ihre Propaganda gegen die Türken zu stützen und ihre eigene Politik zu legitimieren.

Bei der Behandlung der Fragestellung ob ein europäischer/abendländischer Solidaritätsgedanke in der FNZ im Zuge der Türkengefahr existierte darf eine gegenseitige Beeinflussung der geislichen und weltlichen Mächte nie verdrängt werden. Eine einseitige Behandlung führt wohl zu unverständlichen und falschen Schlussfolgerungen.

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