Kaiser Maximilian I – eine Kreuzzugsidee:

Der „letzte Ritter“ Maximilian I war nicht der Kaiser in dessen Regentschaft das Hause Habsburg zu einer Großmacht heranwuchs, er bereitete dies jedoch vor. Friedrich III, Vorgänger Maximilians, erkannte früh die Bedrohung die vom Osmanischen Reich ausging. Die habsburgerische Grenze war unter seiner Regentschaft von 1471 bis 1483 durch Einfälle in Kärnten betroffen. Vorwiegend waren die Türken eine direkte Bedrohung für Ungarn und Venedig. Das christliche Europa war seit der Eroberung Konstantinopels 1453 schwer getroffen, da dieser Angriff ein direkter Angriff auf die Christenheit war. Seit eben dieser Eroberung Konstantinopels wurden die Forderungen nach einem Kreuzzug der Christenheit gegen die Andersgläubigen immer lauter. Die Mobilisierungen erwiesen sich jedoch aus machtpolitischen Gründen schwieriger als erwartet, da nicht alle Mächte direkt von den Türken betroffen wurden. Einzig der ungarische König Wladislaw rückte mit einem polnisch ungarischen Heer gegen die Türken vor(1). Das Ziel, die Rückeroberung Konstantinopels war jedoch zu hoch gesteckt und so endete der Kreuzzug an der ungarischen Grenze mit einem Waffenstillstand 1444. Dieser wurde kurz darauf von ungarischer Seite gebrochen, was schließlich die Zerschlagung des Kreuzfahrerheeres und den Tod König Wladislaw zur Folge hatte. Die zu Hilfe eilenden Venediger konnten das Vorrücken der Türken auch nicht mehr verhindern(2). Der vom Papst motivierte und finanziell unterstützte Kreuzzug ist nicht Zeuge von europäisch christlicher Solidarität oder Einheit, da sich keine einzige Nation involvierte die keine akute Bedrohung durch die Türken erfuhr und sich aus christlicher Solidarität oder aus der Überlegung des europäischen Einheitsgedanken bereit erklärte den Türken entgegenzuwirken.

In den Reichstagen zu Frankfurt, Regensburg und Wiener Neustadt wurden diese Türkenkriege geschildert und selbst zum Türkenkrieg aufgerufen. Diesem Aufruf wurde jedoch nicht gefolgt. Die eigenen Grenzen wurde gegen die Türken sehr wohl geschützt. Friedrich III gründete den St.-Georgs-Orden, der mit einem System von Ordensburgen die Grenze gegen die Türken schützen sollte. Maximilian führte die Politik seines Vaters weiter und sah sich als Verteidiger der Christenheit. Die Türken wurden im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert als Gottesgeißel für die eigenen Laster gesehen, vergleichbar mit einer der göttlichen Plagen.
Mit der burgundischen Heirat Maximilians verlagerte sich die Machtbasis weiter Richtung Westen und folglich durch Expansionspläne in Richtung Italien auch gegen Süden. Speziell dieser langwierige Krieg gegen die französischen und venezianischen Kräfte zur Machterweiterung im Süden war sehr kostspielig und bracht die geistige Frage der Türkengefahr wieder in ein politisches Licht. Auf den Reichstagen war die drohende Türkengefahr ein gängiges Thema wo vor allem kirchliche Prälaten geladen wurden um diese Thematik zu propagandierten. Der römisch-deutsche König argmunentierte mit seiner gottgegebenen Schutzfunktion dem Christentum gegenüber, um die leeren Kriegskassen zu füllen. Ob diese Gelder immer gegen einen Abwehr der türkischen Bedrohung genutzt wurden ist sehr fragwürdig. Eine Geldzufuhr an die Südfront ist wahrscheinlicher, womit der christlich europäischen Einheitsgedanken wieder einmal auf weltlicher Ebene benutzt wurde. In diesem Punkt um die Einstellung Maximilians in Bezug auf seine religiöse Verantwortung teilen sich die Meinungen. Die einen sehen ihn als christlichen Herrscher, dessen oberstes Ziel es war die Christenheit zu schützen und ein Kreuzzug gegen die Türken einfach wegen den äußeren Umständen und Hindernissen einfach nicht möglich war (3). Andere sehen ihn als rein expansionsbedachten Herrscher, der die christliche Idee propagandistisch ausnutzte, um seine Kriegszüge zu finanzieren (4). Diese Schutzfunktion des Königs gegenüber den Christen wurde beispielsweise durch Flugschriften, wie „der türkische Anschlag des Königs von Frankreich habe ihm das gegen die Türken bereits erhobene Schwert aus der Hand gerissen.“ aufarbeitet (5).

Als Beispiel der Argumentationsweise Maximilians wird hier noch ein Auszug auf einem Aufruf vom 20. Juni 1502 zur christlichen Hilfe gegen die Türken dargelgt:

...Deshalben die Turcken Ir volk so sy wider die venediger gebrachtet widerumb abgefordert. Und ain thails gegen der Cron Hunger Irer Haptlut die yetz den obgemelten schaden und abbruch In Hunger und Crabbaten gethan. Damit gesterkt und das venedisch meer allain mit hundert schiffen besetzt haben dadurch sy disen Summer mit kainer macht uff die Venediger ziehen mugen. Es wäre dann das mit der Christlichen Hilff nötig (...) so werden die Turcken de Jeryza erobern und all ire macht allenthalben uff die Christenhait wenden in kurzer Zitt sovil Cristenlichen lannd in Ir Regierung bringen das nit moglichen sein werdet sich in ir gewalt fern uffzuhalten dadurch mannch Christenmensch und Seel in ewyg verderben und verdampnis gesetzt wird.(6)

In diesem Beispiel wird auch gut ersichtlich, wie Maximilian versucht mit religiösen Argumenten einerseits ein Vorgehen gegen die Türken zu rechtfertigen, andererseits ein Vorstoß gegen Venedig zu legitimieren, dazu aber noch später.
Ein Argument, dass für die christliche Solidarität Maximilians spricht ist, ein Kreuzzugsplan, der ganz Europa mit einbezieht. Dieser war aber wieder auf Kosten einer Macht, nämlich Venedig. Der Plan des Kaisers trug einen allgemeinen Frieden Europas als Ziel nach der Aufteilung Italiens auf Kosten Venedigs und der gemeinsamen Lösung des Türkenproblems durch eine großen Türkenzug, mit Hilfe aller europäischen Großmächte und dem Papst. Dieser Türkenzugsplan verweist auf drei Gruppen, die unterschiedliche Routen einschlagen sollten, um die Türken zu bezwingen. Die Habsburger sollten vorweg gegn die Türken ziehen, wohingegen Frankreich und England erst im zweiten Jahr folgen sollten, um in der Zwischenzeit die Sicherheit des Christentums in Europa zu gewährleisten. Maximilians Kreuzzugsplan wurde propagandistisch durch Flugschriften und Wanderprediger, auch mit der Unterstützung Leo X, aufarbeitet. Ein wichtiger Punkt dabei war auch die Kreuzzugssteuer, je intensiver man jedoch dafür warb, desto größer war das Desinteresse. Die Großmächte Frankreich und England stellten sich vehement gegen den Kreuzzugsplan Maximilians. Frankreich sah hinter diesem Plan bloß den Hintergedanken der Schwächung Venedigs. England warnte vor Frankreich, dass sie im Zuge des Kreuzzugs Italien einnehmen würde. König Karl versprach dem Papst Truppen, wobei wohl der Hauptgrund die Wahl zum Kaiser des hl. Röm. Reichs dt. Nation war und die Reichsstände behauptete ein Türkenkrieg wäre nicht Sache des Reiches sondern aller christlichen Mächte.

Der alleinige Glaube der guten Absichten Maximilians ist wohl kaum gerechtfertigt. Das Hauptaugenmerk lag wohl immer auf Italien und nie Richtung Osten, was auch durch vorerst erwähnte französische und englische Befürchtungen bestätigt wurde. Außerdem war es dem König immer wichtig über Italien in den Kreuzzug zu ziehen, alleine wegen einer möglichen Kaiserkrönung in Rom, die ihm lange durch venezianisches Verbot verwehrt blieb. Das wohl schlagenste Argument ist wohl die Tatsache, dass 1510 ein Agent beauftragt wurde, um über ein osmanisch- habsburgerisches Geheimbündnis gegen Venedig zu verhandeln .
An dem Beispiel Maximilian wird einerseits der geografische Faktor in Bezug auf die Türkengefahr gut gezeigt , andererseits wird auch die besondere Bedeutung des Türkenkonflikts entkräftet, da in der Politik Maximilians der Konflikt an der Südgrenze mit Venedig und Frankreich größtenteils stärkeres Gewicht betrug als der türkische Konflikt im Südosten. Somit hat die religiöse Bedrohung nicht einmal für den röm. deutschen König und späteren hl. röm. Kaiser deutscher Nation, dem Schutzherrn der Christenheit, Priorität vor den innereuropäischen Machtkämpfen.
__________________________________
(1) Almut Höfert; Den Feind beschreiben, „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanisches Reich 1450-1600; 2003 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main; par. 105
(2) Kaiser Maximilian I; Band IV; Hermann Wiesflecher; 1981 Verlag für Geschichte und Politik Wien/München; Kap. 6
(3) Kaiser Maximilian I; Band IV; Hermann Wiesflecher; 1981 Verlag für Geschichte und Politik Wien/München; Kap. 6
(4) Almut Höfert; Den Feind beschreiben, „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanisches Reich 1450-1600; 2003 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main;
(5) Wiesflecker, Maximilians I. Türkenzug 1493/94, S.155
Dabei ist das Eingreifen Frankreichs in Maximilians Heirats- und Expansionspläne in der Bretagne gemeint, das Maximilian davon abhielt seine Eroberungen in Ungarn zu sichern.
(6) HHStA Wien Maximiliana 12, 2, Konv. 2, Fol. 184. Siehe auch Diederichs, Kaiser Maximilian als politischer Publizist, S.44
Schmale - 9. Jan, 15:30

Schmale

Die Texte machen in der vorliegenden Form einen insgesamt schlüssigen Eindruck, ggf. erhalten Sie von mir noch einen Kommentar, ich brauche noch ein wenig Zeit zum lesen.

Schmale - 10. Jan, 14:58

Schmale

Diesen Passus können Sie straffen, fragen Sie sich: was brauche ich von den Informationen wirklich für mein Thema:
"Die habsburgerische Grenze war unter seiner Regentschaft von 1471 bis 1483 durch Einfälle in Kärnten betroffen. Vorwiegend waren die Türken eine direkte Bedrohung für Ungarn und Venedig. Das christliche Europa war seit der Eroberung Konstantinopels 1453 schwer getroffen, da dieser Angriff ein direkter Angriff auf die Christenheit war. Seit eben dieser Eroberung Konstantinopels wurden die Forderungen nach einem Kreuzzug der Christenheit gegen die Andersgläubigen immer lauter. Die Mobilisierungen erwiesen sich jedoch aus machtpolitischen Gründen schwieriger als erwartet, da nicht alle Mächte direkt von den Türken betroffen wurden. Einzig der ungarische König Wladislaw rückte mit einem polnisch ungarischen Heer gegen die Türken vor(1). Das Ziel, die Rückeroberung Konstantinopels war jedoch zu hoch gesteckt und so endete der Kreuzzug an der ungarischen Grenze mit einem Waffenstillstand 1444. Dieser wurde kurz darauf von ungarischer Seite gebrochen, was schließlich die Zerschlagung des Kreuzfahrerheeres und den Tod König Wladislaw zur Folge hatte. Die zu Hilfe eilenden Venediger konnten das Vorrücken der Türken auch nicht mehr verhindern(2)."

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Diesen Passus können Sie straffen, fragen Sie sich:...
Schmale - 10. Jan, 14:58

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