Donnerstag, 31. Januar 2008

Fazit – Einheit vs. Macht

Der europäisch/abendländische Einheitsbegriff entwickelte im Zuge der Türkenbedrohung eine Bedeutung für Weltlichkeit sowie Geistlichkeit. Wie erläutert basierte das Zusammengehörigkeitsgefühl des Einheitsgedankens auf dem Christentum, welches sich durch die Türken vom Islam bedroht fühlte. Für über 200 Jahre standen sich Islam und Christentum feindlich am europäischen Kontinent gegenüber und erweiterten dadurch auch die kulturellen Einflüsse auf Europa.
Sowohl Luther als auch die Päpste der frühen Neuzeit sahen die Türken als eine Geißel Gottes und eine apokalyptische Bedrohung (1). Somit wurden die osmanische Bedrohung unabhängig von der Konfession als eine Gefahr für das Christentum gesehen, der Basis des Einheitsgedankens. Im Zuge der Türkenbedrohung wurde ein einheitliches Agieren der Reichsstände, durch Türkensteuern und „eilenden Türkenhilfen“, möglich, was die Erkenntnis einer gemeinsamen Aufgabe der Verteidigung der Christenheit voraussetzt. Der Kaiser des hl. röm. Reichs musste jedoch den protestantischen Reichsfürsten Zugeständnisse zuweisen um deren finanzielle und materielle Hilfe zu erlangen. Kurzfristig gesehen könnte dies eine Stellung der christlichen Einheit über innereuropäische Konflikte beweisen. Davon abgesehen, dass ein Großteil der Gelder, die durch Türkensteuern eingetrieben wurden nicht für die Türkenabwehr investiert wurden, steht auch die christliche Solidarität zwischen der weltlichen Ausübung des Einheitsgedankens und deren Ausnützung in Frage. Ein selbstloser Einsatz einer europäischen Macht zur Verteidigung Europas ohne machtpolitische Hintergedanken hat nicht stattgefunden. Die Habsburger zogen beispielsweise nicht gegen die Osmanen, als sie Ungarn bedrohten, sie versuchten vielmehr das Machtvakuum für ihre Expansionspläne auszunutzen. Erst als die Türken eine direkte Bedrohung für sie darstellten wurden militärische Interaktionen vollzogen, womit die Existenz europäische Solidarität auf politischer Ebene verneint werden muss.
Die Beobachtungen unterer Gesellschaftsschichten zeigten, dass die politische Propaganda mit Hilfe des Einheitsgedankens teilweise Erfolg brachten. Je weiter sich diese Propaganda von der Kriegsgrenze entfernte, desto geringer war die Beteiligung, was wiederum gegen eine gesamteuropäische Solidarität spricht.
Folglich komme ich zu dem Schluss, dass ich die in der Einleitung angeführte Frage, ... ob der Begriff des Abendlandes/Europas ein Mittel der Machtlegitimierung war, der in den Köpfen existierte, aber für eine politisch/weltliche Umsetzung sich als nicht tragbar erwies und somit weltliche Einflüsse den Einheitsbegriff immer wieder in den Schatten stellten? ... bejahen muss und um eine propagandistischste Ausnützung des Einheitsgedankens für andere Zwecke erweitere.
Das zuletzt angeführte Beispiel eines europäischen Friedensplans, der schon einige Elemente einer europäischen Gemeinschaft, so wie wir sie heute vorfinden beinhaltet, zeigt uns, dass der Gedanke eines einheitlichen Europas in manchen Kreisen Platz fand, doch war jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Der von dem Franzosen Sully entwickelte Plan nützt diesen Einheitsgedanken aus, um eine europäische anti-habsburgerische Politik zu legitimieren, was das Königreich Frankreich natürlich unterstützte.
Es lässt sich eine allgemeine Tendenz herauslesen, die den religiösen Einheitsgedanken auf diverse weltliche Möglichkeiten umsetzt, aber immer nationale machtpolitische Ziele damit verfolgt werden, die nicht primär einer europäischen Solidarität dienten, sondern diese in manchen Fällen bloß einen Nebeneffekt darstellte, der wiederum für propagandistische Zwecke ausgebeutet werden konnte.
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(1) Die Predigt der Akopalyptik wurde am 5. Laterankonzil unter Julius II verboten. Die Deutung der Türken als Geißel Gottes blieb jedoch bestehen.

Sullys „Grand Dessein“ – Frieden durch Krieg ?

Neben Rechilieu und Crucé entwickelte auch Heinrich IV einen Friedensplan. Wodurch der Plan Heinrich IV, auch den „Grand Dessein“ genannt, jedoch für meinen Artikel von besonderer Bedeutung wird, ist die spezielle Zentrierung Europas, wohingegen Richilieu und Crucé universelle Friedenspläne, übertragbar auf alle Fürstentümer, entwickelten. Der Europaplan wurde von Maximilian de Béthune, den späteren Herzog von Sully, einem engen Vertrauten und Minister Heinrich IV, der seinem Plan dem franzöischen König zuschrieb, entworfen. Daher ist dieser Plan für ein friedliches Zusammenleben in Europa auch unter dem Namen: „Le Grand dessein de Henry IV“ bekannt. Sully, er war Hugenotte, galt nicht nur als herausragender Politiker, der selbst vor dem König seiner Meinung freien Lauf lies, sondern auch als Vertrauensmann der Protestanten in Frankreich, speziell England, und ganz Europa.
In Folge der Türkengefahr des 17. Jahrhunderts vertrat Sully eine sehr offensive Meinung der Befürwortung. Ein Krieg gegen die Türken ist alleine durch ihre Andersgläubigkeit gerechtfertigt. Daraus ergibt sich bereits eine starke Verbundenheit dieses Europaplanes zum christlichen Glauben. Sullys Ziel war die Geburt einer europäisch christlichen Republik, wo Menschen in Frieden leben können. Dieser Europaplan weist jedoch bei genauerer Betrachtung neben dem christlichen Friedensgedanken auch andere Motive auf. Um diese belegen zu können ist eine genauere Betrachtung erforderlich.
Ausgangspunkt für Sullys Überlegungen ist das Rucellais Gleichgewicht: Jeder Versuch der Unterwerfung, jede zu große Macht des einen oder anderen Staates innerhalb der Christenheit, jedes Streben zur Weltmonarchie wird immer eine Chimäre bleiben; für nützlich – ja notwendig – ist das Gleichgewicht (1). Nach Sully’s Ansicht sollte Europa bestehen aus:
· 5 Wahlmonarchien: dem Römischen Reich Deutscher Nation, dem Kirchstaat, Polen, Ungarn und Böhmen,
· 6 erbliche Monarchien: Frankreich, Spanien, England, Dänemark, Schweden und der Lombardei
· 4 souveräne Republiken: Venedig, Italien, Schweiz, Belgien.
Es werden bereist europäische Institutionen (2) sowie Handelsfreiheit und Zollfreiheiten genannt. Besonders für den Frieden Europas ist ein Gleichgewicht an Oberfläche und Reichtum der Staaten von Bedeutung, genauso wie die Gleichberechtigung der drei Religionen, der katholischen, lutherischen und calvinistischen.
Es fällt in diesem Plan jedoch auf, dass in ihren Grundfesten vom Hause Habsburg keine Rede ist. Laut Sully sind die drei wichtigsten Kriegsgründe (3):
1) Die Lasterhaftigkeit der menschlichen Natur (4)
2) Die Spaltung der Christenheit in verschiedene Konfessionen
3) Das Haus Habsburg
Daraus ergibt sich eine neue Vorraussetzung, nämlich den Sieg einer Koalition über das Haus Habsburg, das durch ihre Größe nicht in das Machtgleichgewicht Europas passen würde. Somit entpuppt sich der Friedensplan Sullys als ein Kriegsplan gegen die Habsburger, den Erzfeind Frankreichs. Dies zeigt wieder einmal, dass der religiös christliche Einheitsgedanke Europas auf die machtpolitische Ebene nur schwer übertragbar war und somit die Schwächung der Habsburger in diesem Fall über dem Gedanken der europäischen christlichen Republik stand. Diese Annahme wird auch durch die formale Struktur der „Grand Dessein“ gestützt. Die „Grand Dessein“ als kompaktes Gebilde ist nämlich äußert fragwürdig, da sie aus verschiedenen Teilfragmenten besteht, die sich teilweise gegenseitig wiederlegen. Weiters spricht auch der religiöse Aspekt für eine machtpolitisch dominierende Ebene, da ein englisch-französisches Bündnis trotz der konfessionellen Unterschiede gegen das Hause Habsburg geschlossen wurde. Die Habsburger als Vertreter der katholischen Kirche wäre aus religiöser Sicht ein Glaubensverbündeter Frankreichs, im Gegensatz zu England. Daher wird noch einmal deutlich, dass weltliche Machtverschiebungen gegen Habsburg wichtiger waren als religiöse Aspekte.
Sully hat auch die türkische Bedrohung für seine christliche europäische Republik miteinbezogen. Zur Friedensicherung soll ein konstantes europäisches Heer aufgestellt werden, das einheitliche Bedrohungen wie die Türkengefahr abwehren sollte. Einer besonderen Rolle treffen auf die Wahlmonarchien Polen und Ungarn, denen eine Abwehrrolle gegen die Türken, Tataren und Moskowiter trifft. Bei Angriffen und ernsten Bedrohungen sind alle Bündnismitglieder zum militärischen Beistand verpflichtet. Es ist jedoch zu betonen, dass der Entwurf dieses Friedensplans nicht auf einer einheitlichen äußere Bedrohung beruht, die den christlichen Glauben in Europa gefährdet, sondern auf einem habsburgerischen Machtüberschuss im europäischen Staatenkonzept. Dies stützt wiederum die These, dass der bestehende christlich-europäische Einheitsgedanke auf die weltliche Ebene der FNZ nur schwer übertragbar war und in diesem Fall nicht der Ursprung der Überlegungen war, sondern ein Instrument zur Legitimation darstellte.
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(1) Vier historische Betrachtung, Carl J. Burckhardt, Sullys Plan eine Europaordnung, Seite 24f
(2) Über diesen Staaten soll ein Europarat wachen, der aus sechs provinzialen Räten und einem allgemeinen Rat bestehen soll.
(3) Anja Victorine Hartmann, Rêveurs de Paix?, Friedenspläne bei Crucé, Richelieu und Sully ; Hamburg 1995 ; par. 56
(4) Die vier bedeutensten Laster sind: L’envie (die Lust), l’anvarice (der Geiz), l’ambition (der Ehrgeiz), l’vanité (die Eitelkeit/Einbildung).

Die bäuerliche Schicht Europas im Zuge der Türkenbedrohung

Den Bauern des christlichen Europas wird eine besondere Rolle in den zwei Jahrhunderten der Türkengefahr zugeschrieben. Sie waren es, die am meisten an der ständigen Bedrohung leiden mussten. Nicht nur durch die ständige Angst um ihr Leben, Gesundheit und Familie, welche die bäuerliche Schicht in Grenznähe erleiden mussten, sondern auch durch die drückende Steuerlast, die sich im Zuge der Türkengefahr verstärkte, wurden die Bauern in Mitleidenschaft gezogen.
Die Türkenbedrohung war somit eine bedeutende Ursache für die großen Bauernaufstände des späten 16. und des frühen 17. Jahrhunderts. Speziell der Bauernaufstand von 1596/97 wurde durch die immer höheren Truppenaushebungen und Türkensteuern mitverursacht. In diesem Zusammenhang wurde auch die militärische und propagandistische Unterdrückung immer wieder verstärkt (1). Den Bauern des ganzen Reiches wurde durch Flugschriften die Notwendigkeit der Türkenabwehr als Verteidigung des Christentums zu Gemüte geführt, was die erhöhten Steuern rechtfertigen sollten. Diese Türkensteuer sowie die Propaganda betrafen die österreichischen Erblande, meistens aber das ganze hl. röm. Reich deutscher Nation, dies war jedoch von der Zustimmung der Reichsfürsten abhängig. Für die Bevölkerung, die nicht direkt von der Türkenbedrohung betroffen waren, erwiesen sich diese Steuern und Abgaben als unverständlich und führte somit zu Auflehnungen gegen die Obrigkeiten. In diesem Zusammenhang ist es somit fragwürdig, ob ein europäischer Einheitsgedanke in dieser sozial niedriger gestellten Schicht bestand. Die Solidarität gegenüber den Glaubensbrüdern und Reichsangehörigen zu wünschen übrig, dies ist auch auf die generelle Lage in der FNZ zurückzuführen, womit die Solidarität hinter die eigenen Bedürfnisse gestellt wird.
Den grenznahen Bauern, die aus dieser Solidarität und der darauf folgenden Abwehr der Türkenbedrohung, profitieren sollten, fanden sich in einer schwierigen Lage wieder, die sich auch für die Obrigkeit als Problem erwies. Nach der Schlacht von Mohács 1526 und der späteren Wiener Türkenbelagerung 1529, konnten die Türken ihre überwiegende Herrschaft schließlich ab 1540 in Ungarn festigen. Für die Habsburger bedeutete dies nun eine direkte Grenze zum türkischen Sultanat, gegen das sie militärisch unterlegen waren und somit der einzige Weg in Richtung Friedensverträge möglich war. Das 16. Jahrhundert war geprägt von Kriegen zwischen dem Hause Habsburg und dem osmanischen Reich durchzogen von Friedensverträgen, die jedoch grenzübergreifende Kleinkriege nicht ausschlossen. Für das europäische Feudalsystem und somit auch für die Bauern war dies ein großes Problem. Die Bauern waren immerwährenden Plünderungen, Verschleppungen und Mordungen ausgesetzt. Darüber hinaus mussten die Bauern der grenznahen Gebiete eine doppelte Steuerlast ertragen, da sich die Steuerlisten der Habsburger und Türken teilweise überschnitten. Durch diese Plünderungsstreifzüge der Türken, die wegen ihrer Spontaneität und Schnelligkeit nur schwer aufgehalten werden konnten, waren die Adeligen einem Problem ausgesetzt. Laut dem europäischen Feudalsystem hat der Feudalherr eine Schutz und Schirmpflicht gegenüber seinen Untertanen, wohingegen diese Abgaben und Steuern leisten mussten. Durch die türkischen Überfälle konnte diese Pflicht der Feudalherren, die in ihren Burgen unbetroffen waren, nicht erfüllt werden, was die Gemüter durch die bestehenden Missständen und Steuerlasten erregte.
Aus diesen Gegebenheiten entwickelte sich ein überraschendes Phänomen: Die „Türkenfreude“. Diese Sehnsucht nach türkischer Herrschaft war besonders in den unteren sozialen protestantischen Schichten vertreten. Ein Sprichwort lautete: „Lieber Türkisch als Päbstisch.“(2) Motiviert durch Steuerlast und etwaigen Missständen, wirkte das türkische Reich anlockend. Der türkische Staat galt als unbesiegbare Militärmacht, als Land der Toleranz in einem von Glaubensspaltungen und konfessionellen Kämpfen erfüllten Europa und schließlich als Land der Gleichheit, in dem der Zufall der Geburt keine Rolle spielte und alleine die Tüchtigkeit über das Fortkommen entschied (3). Selbst Luther kommt in seinen Türkenschriften auf dieses Problem zu sprechen: „Ja, es gibt unter uns Türkenhörige, eine fünfte Kolonne von solchen, die lieber unter dem Türken als unter dem Kaiser oder Fürsten sein wollen und der Türken Ankunft und Regiment begehren, getreu der Marime „Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo“(4).(5) “ Dies war aber durchaus kein kollektives Handeln, da es nur in einzelnen Provinzen auftrat, was jedoch die Bedeutung nicht schmälert, dass für manche Angehörige der unteren Schichten die Zusammengehörigkeit auf nationaler, territorialer, religiöser aber auch europäischer entweder nicht bestand oder sich nur als von geringerer Bedeutung erwies. Dieses vorhin angesprochene Sprichwort: „Lieber Türkisch als Päbstisch.“ zeigt die innerchristlichen Probleme und Feindseligkeiten, womit das Christentum als maßgebliches gesamteuropäisches Kulturelement dieser Zeit an ihrer Kraft verlor, wenn sogar „Andersgläubige, Heiden“ über das Grundkonzept des gemeinsamen Glaubens gestellt wird.
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(1) K. Vocelka, Die politische Propaganda Kaiser Rudolf II (1576-1612), Wien 1981
Ein Beispiel für die hier gemeinte Propaganda, die das einfache Volk von der türkischen Bedrohung überzeugen sollte ist die Darstellung des Pontius Pilatus als Türke im Lambacher Kreuzweg. Der Verurteilter und Mitschuldige an Christies Tod und somit Erzfeind der gesamten Christenheit wird als Türke, erkennbar durch die spezifische Kleidung mit Turban, dargestellt.
(2) Maximilian Grothaus; Das Türkenfeindbild; Im Buch für die Lehrer Seite 57-67
(3) Hans Wagner; Österreich und die Türken S. 13-19
(4) „Kann ich den Hommerl nicht umstimmen, will ich die Hölle aufrühren“ – Bergils Üneis
(5) Martin Luther. Aufruf an die bedrohte Christenheit Aus Luthers Türkenschriften; Karl Kindt Hamburg 1951; Kapitel Süleiman bei uns selbst Seite 19; Zitiert aus der Münchner Luther Ausgabe (2. Aufl., Ergänzungsreihe, 3. Band, 1938)

Reiche, Stände, Solidarität

Dem hl. Röm. Reich deutscher Nation spielte im Zuge der Türkengefahr eine besondere Rolle. Mit der Funktion als Schutz- und Schirmherr des fortgeführten heiligen römischen Reiches sah sich der Kaiser als Beschützer der Christenheit. Maximilian I, als auch sein Nachfolger Karl V nahmen diese Aufgabe in Anspruch. In Bezug auf die Türkenbedrohung des 16. Jahrhunderts hätte das eine Verpflichtung der Zurückdrängung der osmanischen Streitkräfte bedeutet, was weder Maximilian I, noch Karl V vollbrachten. Diese Verpflichtung als Schirmherr der Christenheit galt auch zur Herrschaftslegitimation.
Karl V trat die Herrschaft der österreichischen Erblanden seinem Bruder Ferdinand I (1) ab, womit gleichzeitig eine Distanzierung des Türkenkonflikt seitens Karl V zu beobachten ist. Wegen der vernichtenden Niederlage des ungarisch böhmischen Königs Ludwigs II bei Mohács, wurde Johann Zápolya zum neuen ungarischen König gewählt. Der König der österreichischen Erblanden Ferdinand I akzeptierte diesen jedoch nicht und ließ sich von einer Minderheit des ungarischen Adels zum König wählen. Somit war ein Dreikampf um das Königreich Ungarn entbrannt, der schließlich auch in einer Dreiteilung endete. Der durch die Habsburger besetzte westliche Teil Ungarns konnte nicht einmal durch ein Bündnis zwischen Süleyman und Zápolya dem röm. deutschen Kaiser entrissen werden. Somit bestand das Land aus einem königlichen Ungarn, dem osmanischen Ungarn und dem Fürstentum Siebenbürgern, das weitgehende Selbstständigkeit genoss, obwohl es der Pforte unterstand (2). Selbst der Tod Zápolyas 1540 änderte nichts an der Situation des Landes, da die habsburgerischen und osmanischen Grenzen zu festgefahren waren um eine Machtverschiebung herbeizuführen.
Die Situation in Ungarn beeinflusste auch noch andere europäische Mächte. Ferdinand I war bei jedem Zug gegen die Türken auf die Hilfe des hl. Röm. Reichs deutscher Nation angewiesen. Kaiser Karl V ließ Ferdinand in der Türkenfrage freie Hand, da er mit Konflikten am Mittelmeer sowie späteren religiösen Konflikten im Inneren des Reiches beschäftigt war. Im hl. Röm. Reich deutscher Nation vertreten die Reichsstände eine eigene Machtposition, auf die Ferdinand angewiesen war. Er benötigte militärische und finanzielle Hilfe um gegen die Türken bestehen zu können. Diese Mittel wurden mit religiösen Zugeständnissen den Protestanten gegenüber ermöglicht, was eine Schwächung des Reiches im Sinne Karls V bedeutete, der sich eine einheitliche katholische Kirche wünschte. Somit wurde am Reichstag zu Augsburg die „eilende Türkenhilfe“ vereinbart, die eine Stärke von 40.000 Fußknechten und 8000 Reisige umfasste. Nach der gescheiterten Wiener Türkenbelagerung 1529 zog Sultan Süleyman I 1532 erneut aus Konstantinopel Richtung Wien. Im Gegenzug zum „Nürnberger Aufstand“ gewährten die Reichsstände eine Soforthilfe von 30.000 Fußknechten und 6000 Reitern, die somit größte eilende Türkenhilfe aller Zeiten. Hinzu kam noch Unterstützung seitens der böhmischen Stände, den österreichischen Erblanden und dem Papst Clemens VII. Insgesamt umfasste dieses Heer gegen die Osmanen 120.000 Krieger. Da die Türken jedoch nicht bis nach Wien verrückten kam es zu keinem direkten Zusammenstoß, sondern nur zu kleineren Randschlachten von Splittergruppen. Die Türken zogen ab und Ferdinand konnte das Reichsheer nicht für eine Eroberung Ungarns verwenden, da das Königreich Ungarn kein Bestandteil des Reiches war und somit das Ziel nur habsburgerischen Expansionspläne unterstützt hätte. Dies zeigt den Unterschied zwischen der ständischen Realität und der habsburgerischen Universalidee(3). Frankreich beteiligte sich nicht direkt am ungarischen Konflikt, jedoch vertraten sie fortwährend eine antihabsburgerische Politik, die mit dem Bündnis zwischen Frankreich und dem osmanischen Reich 1536 einen ihrer Höhepunkte fand. Frankreich wirkte somit direkt gegen einen europäisch christlichen Einheitsgedanken, da er durch das Bündnis mit dem Osmanischen Reich gegen die Habsburger machtpolitische Einflüsse in ihrer Wichtigkeit über die der christlichen Solidarität stellte.
Die Entwicklung zwischen den Türken und den Habsburgern war von immerwährenden Brüchen von bestehenden Waffenstillständen durchwachsen und brachte eine immer massivere Verstärkung der Militärgrenze mit sich. Nach Ferdinands Tod führte Maximilian II diese Politik fort. Eine von ihm erforderte Türkenhilfe mittels der Reichsstände im Jahr 1566 brachte nicht die erwünschte Wirkung und drängte nur zu einem erneuten Waffenstillstand. Schließlich verwarf Maximilian die Idee eines Zugs gegen die Türken über Ungarn, da er diese Option nicht einmal im Zuge der heiligen Liga 1571 in Erwägung zog (4).
Dieses Vorgehen der heiligen Liga gegen die Osmanen lag einer gesamtchristlichen Idee, eines Vorgehens auf Land- und Seeweg zugrunde. Am 20. Mai 1571 wurde diese Liga zwischen Papst Pius V, Spanien, Venedig, Genua, dem Herzogtum Savoyen, Parma, Urbino und Florenz geschlossen. Die ursprüngliche Überlegung der Gründung war die Rettung Zyperns vor einer osmanischen Eroberung, um die Vormachtstellung im Mittelmeerraum nicht zu verlieren. Da Zypern jedoch bereits im August 1571 erobert wurde kam diese Rettung zu spät, die heilige Allianz konnte jedoch einen Sieg gegen die osmanische Flotte in der Seeschlacht von Lepanto erringen. Dieser Sieg wurde diplomatisch nicht ausreichend ausgenützt, womit die Türken die Vormachtstellung am Mittelmeer behielten. Ein Grund für die weitere Inaktivität der heiligen Allianz nach der Seeschlacht von Lepanto war der Abzugs Spaniens, um den Krieg in Tunesien zu unterstützen(5). Das hl. Römische Reich verharrte lieber in seinen alten Friedensabkommen mit dem osmanischen Reich und schloss sich daher der heiligen Allianz nicht an. Frankreich mied den Beitritt, um seine guten Beziehungen zur Pforte nicht aufs Spiel zu setzen. Diese heilige Allianz ist trotz alle dem eine gemeinsame europäische Aktion zur Lösung des Türkenproblems, das auf einem christlichen Fundament aufbaut. Der Abzug Spanien, sowie dessen Beweggründe zum Beitritt, die Vormachtstellung am Mittelmeer zu gewinnen, bauten keinesfalls auf einer christlichen Solidarität auf. Dieses Ausbleiben wird durch die beiden wichtigsten weltlichen Vertreter der Christenheit, nämlich Frankreich und dem hl. röm. Reich, ein weiteres Mal bestätigt.
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(1) Ferdinand I: geb. 1503; gest. 1564; Regent der österreichischen Erblande ab 1521, König von Böhmen und Ungarn ab 1526; Kaiser des hl. Röm. Reich dt. Nation von 1558-64
(2) Bertrand Michael Buchmann, Österreich und das osmanische Reich. Eine bilaterale Geschichte, 1999 Wien; Die Dreiteilung Ungarns 98ff
(3) Bertrand Michael Buchmann, Österreich und das osmanische Reich. Eine bilaterale Geschichte, 1999 Wien; Neue Türkengefahr 1532; Seite 93ff
(4) Almut Höfert; Den Feind beschreiben, „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanisches Reich 1450-1600; 2003 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main; Seite 112f
(5) Ekkehard Eickhoff, Rudolf Eickhoff, Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Südosteuropa 1645-1700, 1970 München

Samstag, 29. Dezember 2007

Kaiser Maximilian I – eine Kreuzzugsidee:

Der „letzte Ritter“ Maximilian I war nicht der Kaiser in dessen Regentschaft das Hause Habsburg zu einer Großmacht heranwuchs, er bereitete dies jedoch vor. Friedrich III, Vorgänger Maximilians, erkannte früh die Bedrohung die vom Osmanischen Reich ausging. Die habsburgerische Grenze war unter seiner Regentschaft von 1471 bis 1483 durch Einfälle in Kärnten betroffen. Vorwiegend waren die Türken eine direkte Bedrohung für Ungarn und Venedig. Das christliche Europa war seit der Eroberung Konstantinopels 1453 schwer getroffen, da dieser Angriff ein direkter Angriff auf die Christenheit war. Seit eben dieser Eroberung Konstantinopels wurden die Forderungen nach einem Kreuzzug der Christenheit gegen die Andersgläubigen immer lauter. Die Mobilisierungen erwiesen sich jedoch aus machtpolitischen Gründen schwieriger als erwartet, da nicht alle Mächte direkt von den Türken betroffen wurden. Einzig der ungarische König Wladislaw rückte mit einem polnisch ungarischen Heer gegen die Türken vor(1). Das Ziel, die Rückeroberung Konstantinopels war jedoch zu hoch gesteckt und so endete der Kreuzzug an der ungarischen Grenze mit einem Waffenstillstand 1444. Dieser wurde kurz darauf von ungarischer Seite gebrochen, was schließlich die Zerschlagung des Kreuzfahrerheeres und den Tod König Wladislaw zur Folge hatte. Die zu Hilfe eilenden Venediger konnten das Vorrücken der Türken auch nicht mehr verhindern(2). Der vom Papst motivierte und finanziell unterstützte Kreuzzug ist nicht Zeuge von europäisch christlicher Solidarität oder Einheit, da sich keine einzige Nation involvierte die keine akute Bedrohung durch die Türken erfuhr und sich aus christlicher Solidarität oder aus der Überlegung des europäischen Einheitsgedanken bereit erklärte den Türken entgegenzuwirken.

In den Reichstagen zu Frankfurt, Regensburg und Wiener Neustadt wurden diese Türkenkriege geschildert und selbst zum Türkenkrieg aufgerufen. Diesem Aufruf wurde jedoch nicht gefolgt. Die eigenen Grenzen wurde gegen die Türken sehr wohl geschützt. Friedrich III gründete den St.-Georgs-Orden, der mit einem System von Ordensburgen die Grenze gegen die Türken schützen sollte. Maximilian führte die Politik seines Vaters weiter und sah sich als Verteidiger der Christenheit. Die Türken wurden im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert als Gottesgeißel für die eigenen Laster gesehen, vergleichbar mit einer der göttlichen Plagen.
Mit der burgundischen Heirat Maximilians verlagerte sich die Machtbasis weiter Richtung Westen und folglich durch Expansionspläne in Richtung Italien auch gegen Süden. Speziell dieser langwierige Krieg gegen die französischen und venezianischen Kräfte zur Machterweiterung im Süden war sehr kostspielig und bracht die geistige Frage der Türkengefahr wieder in ein politisches Licht. Auf den Reichstagen war die drohende Türkengefahr ein gängiges Thema wo vor allem kirchliche Prälaten geladen wurden um diese Thematik zu propagandierten. Der römisch-deutsche König argmunentierte mit seiner gottgegebenen Schutzfunktion dem Christentum gegenüber, um die leeren Kriegskassen zu füllen. Ob diese Gelder immer gegen einen Abwehr der türkischen Bedrohung genutzt wurden ist sehr fragwürdig. Eine Geldzufuhr an die Südfront ist wahrscheinlicher, womit der christlich europäischen Einheitsgedanken wieder einmal auf weltlicher Ebene benutzt wurde. In diesem Punkt um die Einstellung Maximilians in Bezug auf seine religiöse Verantwortung teilen sich die Meinungen. Die einen sehen ihn als christlichen Herrscher, dessen oberstes Ziel es war die Christenheit zu schützen und ein Kreuzzug gegen die Türken einfach wegen den äußeren Umständen und Hindernissen einfach nicht möglich war (3). Andere sehen ihn als rein expansionsbedachten Herrscher, der die christliche Idee propagandistisch ausnutzte, um seine Kriegszüge zu finanzieren (4). Diese Schutzfunktion des Königs gegenüber den Christen wurde beispielsweise durch Flugschriften, wie „der türkische Anschlag des Königs von Frankreich habe ihm das gegen die Türken bereits erhobene Schwert aus der Hand gerissen.“ aufarbeitet (5).

Als Beispiel der Argumentationsweise Maximilians wird hier noch ein Auszug auf einem Aufruf vom 20. Juni 1502 zur christlichen Hilfe gegen die Türken dargelgt:

...Deshalben die Turcken Ir volk so sy wider die venediger gebrachtet widerumb abgefordert. Und ain thails gegen der Cron Hunger Irer Haptlut die yetz den obgemelten schaden und abbruch In Hunger und Crabbaten gethan. Damit gesterkt und das venedisch meer allain mit hundert schiffen besetzt haben dadurch sy disen Summer mit kainer macht uff die Venediger ziehen mugen. Es wäre dann das mit der Christlichen Hilff nötig (...) so werden die Turcken de Jeryza erobern und all ire macht allenthalben uff die Christenhait wenden in kurzer Zitt sovil Cristenlichen lannd in Ir Regierung bringen das nit moglichen sein werdet sich in ir gewalt fern uffzuhalten dadurch mannch Christenmensch und Seel in ewyg verderben und verdampnis gesetzt wird.(6)

In diesem Beispiel wird auch gut ersichtlich, wie Maximilian versucht mit religiösen Argumenten einerseits ein Vorgehen gegen die Türken zu rechtfertigen, andererseits ein Vorstoß gegen Venedig zu legitimieren, dazu aber noch später.
Ein Argument, dass für die christliche Solidarität Maximilians spricht ist, ein Kreuzzugsplan, der ganz Europa mit einbezieht. Dieser war aber wieder auf Kosten einer Macht, nämlich Venedig. Der Plan des Kaisers trug einen allgemeinen Frieden Europas als Ziel nach der Aufteilung Italiens auf Kosten Venedigs und der gemeinsamen Lösung des Türkenproblems durch eine großen Türkenzug, mit Hilfe aller europäischen Großmächte und dem Papst. Dieser Türkenzugsplan verweist auf drei Gruppen, die unterschiedliche Routen einschlagen sollten, um die Türken zu bezwingen. Die Habsburger sollten vorweg gegn die Türken ziehen, wohingegen Frankreich und England erst im zweiten Jahr folgen sollten, um in der Zwischenzeit die Sicherheit des Christentums in Europa zu gewährleisten. Maximilians Kreuzzugsplan wurde propagandistisch durch Flugschriften und Wanderprediger, auch mit der Unterstützung Leo X, aufarbeitet. Ein wichtiger Punkt dabei war auch die Kreuzzugssteuer, je intensiver man jedoch dafür warb, desto größer war das Desinteresse. Die Großmächte Frankreich und England stellten sich vehement gegen den Kreuzzugsplan Maximilians. Frankreich sah hinter diesem Plan bloß den Hintergedanken der Schwächung Venedigs. England warnte vor Frankreich, dass sie im Zuge des Kreuzzugs Italien einnehmen würde. König Karl versprach dem Papst Truppen, wobei wohl der Hauptgrund die Wahl zum Kaiser des hl. Röm. Reichs dt. Nation war und die Reichsstände behauptete ein Türkenkrieg wäre nicht Sache des Reiches sondern aller christlichen Mächte.

Der alleinige Glaube der guten Absichten Maximilians ist wohl kaum gerechtfertigt. Das Hauptaugenmerk lag wohl immer auf Italien und nie Richtung Osten, was auch durch vorerst erwähnte französische und englische Befürchtungen bestätigt wurde. Außerdem war es dem König immer wichtig über Italien in den Kreuzzug zu ziehen, alleine wegen einer möglichen Kaiserkrönung in Rom, die ihm lange durch venezianisches Verbot verwehrt blieb. Das wohl schlagenste Argument ist wohl die Tatsache, dass 1510 ein Agent beauftragt wurde, um über ein osmanisch- habsburgerisches Geheimbündnis gegen Venedig zu verhandeln .
An dem Beispiel Maximilian wird einerseits der geografische Faktor in Bezug auf die Türkengefahr gut gezeigt , andererseits wird auch die besondere Bedeutung des Türkenkonflikts entkräftet, da in der Politik Maximilians der Konflikt an der Südgrenze mit Venedig und Frankreich größtenteils stärkeres Gewicht betrug als der türkische Konflikt im Südosten. Somit hat die religiöse Bedrohung nicht einmal für den röm. deutschen König und späteren hl. röm. Kaiser deutscher Nation, dem Schutzherrn der Christenheit, Priorität vor den innereuropäischen Machtkämpfen.
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(1) Almut Höfert; Den Feind beschreiben, „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanisches Reich 1450-1600; 2003 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main; par. 105
(2) Kaiser Maximilian I; Band IV; Hermann Wiesflecher; 1981 Verlag für Geschichte und Politik Wien/München; Kap. 6
(3) Kaiser Maximilian I; Band IV; Hermann Wiesflecher; 1981 Verlag für Geschichte und Politik Wien/München; Kap. 6
(4) Almut Höfert; Den Feind beschreiben, „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanisches Reich 1450-1600; 2003 Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main;
(5) Wiesflecker, Maximilians I. Türkenzug 1493/94, S.155
Dabei ist das Eingreifen Frankreichs in Maximilians Heirats- und Expansionspläne in der Bretagne gemeint, das Maximilian davon abhielt seine Eroberungen in Ungarn zu sichern.
(6) HHStA Wien Maximiliana 12, 2, Konv. 2, Fol. 184. Siehe auch Diederichs, Kaiser Maximilian als politischer Publizist, S.44

Luther zur Türkenbedrohung

Die christliche Verteidigungs- und Offensivgemeinschaft Europas bestand wohl auf geistlicher Basis des 15. Jahrhunderts, eine christliche Einheit nach dem Thesenanschlags Luthers wird jedoch fragwürdiger. Um dies zu analysieren sind die Türkenschriften Martin Luthers maßgeblich, in denen seiner Einstellung zur Türkenbedrohung, sowie die vorgesehenen weltlichen und geistlichen Aufgaben klar dargestellt werden.
Luther sieht die Türken gleich wie die katholische Kirche als Geißel und Strafe Gottes . Jedoch verurteilt er die Kirche in ihrer Kreuzzugspropaganda. Rom wird der Vorwurf gemacht die Kreuzzugspropaganda nur wegen Gründen durchzuführen, um sich von den eigentlichen Aufgaben, die der Kirche von Gott zugewiesen wurden, abzulenken.
Wiewohl jetzt die meisten, und zwar die Mächtigen in der Kirche, von nichts anderem träumen als von Kriegen gegen die Türken. Sie wollen nämlich nicht gegen Gott streiten, der da sagt, er suche mit dieser Rute unsere Missetaten heim, weil wir sie nicht bedenken und abstellen wollen. (1)

In dieser Stellungsname Luthers lassen sich bereits Punkte ableiten, denen Luther während seines gesamten Lebens treu blieb. Die beiden Sichtweisen, die Türkenbedrohung als eine Geißel Gottes, sowie das Verbot der Kirche einen Religionskrieg gegen die Türken zu führen, ziehen sich durch alle lutherischen Türkenschriften . (2)
Luhter sieht in der türkischen Expansion einen doppelten Angriff auf die Christenheit, der nur durch ein Zusammenspiel von weltlichen und geistlichen Kräften abgewehrt werden kann. Einerseits muss der Tyrannei des Totalstaates mit irdischen Waffen entgegengesetzt werden, was Aufgabe des Kaisers des hl. röm. Reichs deutscher Nation ist. Andererseits trifft die Christenheit ein Angriff des Unglaubens und der Perfidie des antichristlichen Reichs gegen den mit geistlichen Mittel entgegenzuwirken ist. Es ist zu bedenken, dass primär die geistliche Abweht erforderlich ist um die türkische Gefahr abzuwehren. Ohne geistliche Waffenrüstung wäre es sinnlos gegen die Türken zu kämpfen, damit ist aber keineswegs eine Legitimation der christliche motivierten Kreuzzugsidee gemeint. Luther zieht hier eine strikte Trennung zwischen weltlich und geistlich, eine geistliche Waffenrüstung meint vielmehr eine Stärkung des Glaubens durch Gebete und Buße um Gott wohl zu stimmen:
Es wird an denen liegen, die da büßen und sich bessern, Gottes Wort und seine Sakramente ehren, vor Gott sich demütigen und herzlich beten, damit such Gott erweichen lasse und seine Engel bei uns im Felde halte. Sonst ist’s verloren und muss die Strafe über uns gehen. (3)

Somit ist ein gottesfürchtiges Volk notwendig, um „die Engel im Felde zu halten“, was die Vorrangigkeit der geistlichen Abwehr vor der weltlichen Abwehr erklärt. Dabei darf die weltliche Abwehr auch nicht vernachlässigt werden, denn laut Luther nimmt die Leichtfertigkeit der irdischen Rüstung auch dem Gebet die Kraft. Die weltliche Abwehr ist dem „Herr Carolus“ aufgetragen. Dieser ist für den Schutz seiner Untertanen verpflichtet, andere Kriegsgründe wie Ehre, Ruhm, Raumnot, Vergeltung, nicht einmal die notwehrhafte Verteidigung des Reichsbodens sind nach Luther zulässig. (4) Mit der Betonung der gottgegebenen Aufgabe des Kaisers spielt Luther auf die Plünderungen, Angriffe und Kleinkriege in grenznahen Gebiete an, wo Untertanen nicht zu genüge geschützt werden. Weiters mahnt Luther vor den Türken als ernstzunehmenden Feind, der nicht mit europäischen Mächten vergleichbar ist.
..wider den Türken kriegen ist nicht wie wider den König von Frankreich, Venedig oder Papst kriegen; er ist ein anderer Kriegsmann. (5)

Deshalb empfiehlt Luther die innereuropäischen Machtkämpfe einzustellen und einig gegen die türkische Bedrohung vorzugehen. In diesem Punkt zeigt sich eine Unklarheit in Luthers Schriften. Einerseits spricht er von der Einigkeit des Reiches: ...alle Fürsten und das ganze Reich zur Barmherzigkeit bewege... (6), andererseits wird vor einer Zerrissenheit der Fürsten
und Könige gewarnt: ...wenn unsere Könige und Fürsten ihre Sachen dieweil auf ein Knäuel münden und hierin beide: Kopf und Herz, beide: Hände und Füße zusammentäten, dass ein einziger Leib wäre eines mächtigen Haufens, aus welchem man nachzusetzen hätte, und nicht, wie bisher , geschehen, einzelne Könige und Fürsten hinan lassen ziehen, gestern König von Ungarn, heure den König zu Polen, morgen den König zu Böhmen, bis sie der Türke einen nach dem anderen auffräße und nichts ausgerichtet würde, als dass man unser Volk verrät und auf die Fleischbank opfert und unnützlich Blut vergießt. (7)
Im ersten Zitat wird nur auf das hl. röm. Reich deutscher Nation angespielt, womit man meinen könnte, dass Luther nicht im gesamteuropäischen Rahmen, sondern im Rahmen des Reichs denkt. Dies wird jedoch im zweiten, längeren, Zitat relativiert, da das Königreich Ungarn, sowie Polen angeführt werden, die sich beide nicht im hl. röm. Reich deutscher Nation befinden. Als weltlichen Führer wird immer wieder „Kaiser Karolus“ angeführt, was jedoch keine Eindeutigkeit für das vorliegende Problem zeigt, da der Kaiser des hl. röm. Reichs und besonders bei der habsburgerischen Türkenpropaganda als Verteidiger der Christenheit und somit laut unseres christlichen europäischen Einheitsbegriffes folglich auch als Verteidiger Europas sieht. Luther verneint natürlich die Stellung des Kaisers als Schirmherr der Christenheit, doch sieht er meiner Meinung nach durch die Türken den christlichen Glauben gefährdet, was somit laut unseres christlich europäischen Einheitsbegriffes ganz Europa betreffen würde und nicht alleine das hl. röm. Reich deutscher Nation.
Seit dem Thesenanschlag in Wittenberg ist auf alle Fälle klar, dass ein einheitlich christlich motivierter Kreuzzug gegen die Türken nicht mehr geben kann. Luther geht sogar so weit, dass die Teilnahme an den Türkenkriegen vermieden werden sollte, solang der Name des Papstes noch soviel Ansehen und Macht besitzt. Diese Meinung stieß auf vehementen Wiederstand, der durch eine Berichtigung Luthers absank, die besagte, dass eine Beteiligung an Türkenkriegen als Verpflichtung gegenüber die Obrigkeit erforderlich ist, ausgeschlossen werden nur die Kreuzzüge. Die Kirche hat laut Luther kein Recht gegen die Ungläubigen vorzugehen, wird sie bedroht und angegriffen, so darf sie auf keinen Fall zu den Waffen rufen, um sich zu verteidigen, da sie somit von dem christlichen augertragenen Weg abkommen würde.
Die Reformation war ein sehr bedeutender Faktor im Kampf gegen die Türken. Die Habsburger waren nun zu einem zwei – Fronten - Krieg verpflichtet, der die Schlagkraft den Türken gegenüber schwer dämpfte. In Bezug auf den europäischen Einheitsbegriff hat sich die Reformation nur spärlich ausgewirkt. Der Grundgedanke der Wurzel der Christenheit blieb bestehen und beide Papst und Luther stellten die Türkenbedrohung über das konfessionelle Problem in Europa. Das hemmende Problem war jedoch die Auslegung, da die gegenseitigen Lösungen des Konfliktes nicht akzeptiert wurden. Die Kirche sah die Lösung in den Kreuzzügen als einheitliche christliche Aktion unter der geistlichen Führung des Papstes und der weltlichen Führung des Kaisers oder etwaigen anderen Kaiser und Könige. Dahingegen sah Luther die strikte Trennung in eine geistliche und weltliche Abwehr, die sich ideologisch nicht überschneiden.
Für die folgende Behandlung dieser Materie ist es von Bedeutung diesen christlichen Einheitsgedanken auf geistlicher Ebene immer im Hinterkopf zu behalten, um die Wiedersprüche und Konflikte zwischen weltlicher und geistlicher Auslegungen zu verstehen. In vielen Fällen möchten weltliche Herrscher den geistlichen Einheitsgedanken für sich auslegen, die Frage ist jedoch, ob diesen weltlichen Auslegung auch christliche Einheitsüberlegungen zu Grunde liegen oder andere Einflüsse maßgebend sind. Dies sollte schließlich eine Bejahung oder Verneinung des europäischen Einheitsgedanken auf der ausführenden weltlichen Ebene ergeben, die mit dem christlich, geistlichen Einheitsgedanken, zu einem gesamteuropäischen Einheitsgedanken verschmelzen, der in allen Lebensbereichen Durchsetzungskraft aufweist und nicht wie der rein auf dem Christentum basierende nur auf einer geistlichen, meist passiven Ebene.
___________________________________
(1) Münchner Luther Ausgabe I (2. Aufl., Ergänzungsreihe, 3.Band. 1938) Seite 161
(2) Martin Luther. Aufruf an die bedrohte Christenheit Aus Luthers Türkenschriften; Karl Kindt Hamburg 1951; Zitiert aus der Münchner Luther Ausgabe (2. Aufl., Ergänzungsreihe, 3. Band, 1938) Seite 7
(3) Luthers Türkenschrifte, Weimarer Ausgabe; Kap. 53, Seite 393
(4) Martin Luther. Aufruf an die bedrohte Christenheit Aus Luthers Türkenschriften; Karl Kindt Hamburg 1951; Kapitel Weltliche Abwehr. Kein Kreuzzug, keine Hetze Seite 32f; Zitiert aus der Münchner Luther Ausgabe (2. Aufl., Ergänzungsreihe, 3. Band, 1938)
(5) Luthers Türkenschriften, Münchner Luther-Ausgabe (2. Aufl., Ergänzungsreihe, 3. Band, 1938) Seite 445
(6) Seite 443
(7) Seite 446

Einheitgedanke auf katholíscher Ebene

Falls in der frühen Neuzeit ein Gedankenmodell bestand, das als europäischer Einheitsgedanke zu deuten ist, war er auf einer religiösen Ebene angesiedelt. Das Christentum bildet das kulturelle Fundament einer europäischen Einheit, was im Zuge der Türkenbedrohung für Europa propagandistisch zur Erhöhung der europäischen Solidarität genutzt wurde.
Nach der türkischen Eroberung Konstantinopels 1453 reagierte die katholische Kirche mit einem Kreuzzugsaufruf gegen den Erbfeind der Christenheit. In der Kreuzzugsbulle des Papstes Nikolaus V wurden Mohammed in Verbindung mit dem apokalyptischen Interpretationsmodell gebracht. Danach wurden die Türken mit dem vierten Tier der Apokalypse gleichgestellt.(1)
Danach sah ich in meinen nächtlichen Visionen ein viertes Tier; es war furchtbar und schrecklich anzusehen und sehr stark; es hatte große Zähne aus Eisen. Es fraß und zermalmte alles, und was übrig blieb, zertrat es mit den Füßen. (2)
Anhand dieser Betrachtungsweise ergibt sich auch die Schlussfolgerung der Deutung der Türkenbedrohung als eine Strafe Gottes. Dass der Fall Konstantinopels die christlichen Kreuzzugsgedanken wieder aufleben ließ zeigt auch dieses Propagandalied:

Wol auf, in Gotes nam und kraft,
mit sant Jorgen ritterschft
wider die Türkenlesterei!
Got, der will uns selber wesen bei,
das wir si überwinden (...)

Constantinopel, du edle stat,
We dem, der dich verraten hat !
Von grossem jamer gehort ich nie,
du rewst mich ser, das clag ich hie,
das las dich Got erparmen

Es ist der kristenheit ein stos,
den babst des jamers ser verdros,
er hadt dem keiser brief gesant,
dar er furpas schreib in die land
zu fürsten und zu herren.

Der Türckh, der swur in zoernes not
Auf Machmet bei seinem Got,
er well die kirchen gar zerstören,
sand Peters münster gar uneren,
seine roß darin ze stellen.

Auch hat man mir fürbar geseit,
ein Türck, der sei lank und preit
und hat ein pöß grausam gestalt;
man hat in eben abgemalt;
und hatz dem babst gesender (...)

Sunderlich ich auch sprich
Groß und klein, arm und reich,
munich und pfaff, all geistlich orden,
die sullen auß iren kloster varen,
wider die Türcken zu vechten (...)
(3)

Diese Kreuzzugspropaganda lässt sich bis ins 17. Jahrhundert verfolgen . Es wurde unter Papst Calixt I ein tägliches Läuten der Kirchenglocken zu Mittag, um zum Gebet gegen die Türken aufzufordern. Darüber hinaus wurde auch der „Türkenzehnt“ zur Finanzierung eines Kreuzzuges eingeführt. Dieser „Türkenzehnt“ ist von der „Türkensteuer“ klar zu trennen, da der „Türkenzehnt“ im Gegensatz zur „Türkensteuer“ geistlicher Natur war. Auch Papst Pius II vertrat den Kreuzzugsgedanken im Zuge der Türkenbedrohung. Besonders in der Rede „Cum bellum hodie“ am Kongress von Mantua (1459) versuchte er die weltlichen Führer zum Kreuzzug gegen die apokalyptische Bedrohung zu gewinnen. Pius II versuchte sogar mit einem Brief, „Epistula ad Mahumetem“ (1461) an den Sultan Mehmed II, ihn und seine Nation zum Christentum zu bekehren, wobei jedoch fragwürdig ist, ob dieser Brief den Vatikan je Richtung Pforte verlassen hat. Sein Vorhaben des Kreuzzugs im Jahr 1463 schlug fehl, da er nicht genug Fürsten zu einem Krieg bewegen konnte.
Europa ist für Enea Silvio / Pius II. primär Christianitas, eine christliche Verteidigungs- wie auch eine Offensivgemeinschaft. Es ist ein Europa in Waffen, gerichtet vor allem gegen den Islam, den man in Gestalt ‚des Türken’ als aggressiv zu erleben glaubte. Der Gedanke christlich-europäischer Identität qua Wertegemeinschaft im antiken Erbe unter Einschluss der orthodoxen Griechen wird bei ihm, dem Humanisten, zwar kultiviert, ist aber im engeren Bezug auf Europa weniger deutlich entwickelt. (4)

Nach dem Tod Pius II verlor die Kreuzzugsidee an ihrer Schwungkraft. Papst Alexander VI aus dem Haus Borgia vertrat die Politik der Hinhaltung des Kaiser Friedrich III , die nur spärlich von Aktivitäten gegen die Türken durchzogen war. Während 5. Laternkonzils1511, wurde die Predigt der Apokalyptik verboten, womit die bisherigen Kreuzzugsreden an Bedeutung verloren. Erst mit Papst Leo X lebte die Kreuzzugsidee wieder auf. 1514 entsteht jedoch aus seinem Kreuzzugsplan in Ungarn der Bauernaufstand unter György Dosza, der sich nicht gegen die Osmanen, sondern gegen den ungarischen Adel richtete .
Die christliche Verteidigungs- und Offensivgemeinschaft Europas bestand wohl auf geistlicher Basis des 15. Jahrhunderts, eine christliche Einheit nach dem Thesenanschlags Luthers wird jedoch fragwürdiger.
____________________________________-
(1)Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive; Martin Luthers Meinungs- und Wissensbildung zur Türkenfrage auf dem Hintergrund der osmanischen Expansion und im Kontext der reformatorischen Bewegung; Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde des Fachbereichs Kultur- und Sozialwissenschaften der FernUniversität Hagen: vorgelegt von Dr. Michael Klein aus Hamm/Sieg
(2) Aus: Die Vision von den 4 Tieren und vom Menschensohn: Dan; 7, 1-28
(3) Original 34 Strophen; aus B.M. Buchmann: Daz jemant singet oder sait. Das volkstümliche Lied als Quelle zur Mentalitätengeschichte des Mittellters. Frankfurt/M. – Berlin usw. 1995, 161f.)
(4) Helmrath, Johannes: Enea Silvio Piccolomini (Pius II.) - Ein Humanist als Vater des Europagedankens?. In: Themenportal Europäische Geschichte (2007), URL: http://www.europa.clio-online.de/2007/Article=118.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Die venezianisch-osmanische Beziehung

Venedig ist eine der ersten Nationen, nach dem byzantinischen Reich, die von der Osmanischen Expansion bedroht wurde. Vor dieser Expansion war Venedig die führende See- und Handelsmacht im Mittelmeerraum, wozu auch die Kolonien an der Adriaküste, sowie weitgehende Freiheiten von Kontrollen und Zöllen in anderen Nationen, zählten.
Zu Beginn des 15. Jahrhundert akzeptierte das Osmanische Reich diese Vorrangstellung noch, doch mit der geografischen Ausweitung wurden die Privilegien der Venezier nur noch selten genehmigt. Venedig konnte sich nur mit diplomatischen Geschick mittels Friedensverträgen retten. Venedig erkannte die Gefahr früh und wollte die Eroberung Konstatinopels auf jeden Fall verhindern, da sie im byzantinischen Reich große wirtschaftlichen Privilegien erfuhren. Doch auch mit der militärischen Unterstützung konnte die Stadt nicht gehalten werden, womit Venedig eine noch stärkere Bedrohung erfuhr, was immer mehr Eingeständnisse seitens der Venezier zur Folge hatte. In diesen Jahren der Friedensverträge gelang es den Italienern eine gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zu erlangen, da Venedig vom osmanischen Getreide und das Osmanische Reich von Luxuswaren und anderen Handelsgütern von den Veneziern abhängig war. Um die Bedrohung ausweiten zu können weitete das Osmanische Reich die Handelsbeziehungen zu Florenz und Ragusa aus um die ökonomische Abhängigkeit zu schwächen und den Druck auf Venedig erhöhen zu können. Daraufhin war die venezianisch-osmanische Beziehung von Kriegszeiten und zwischenzeitlichen Friedensverträgen geprägt.
Bündnisgespräche mit dem Perserreich scheiterten und so wurde Venedig immer weiter zurückgedrängt. Der erste venezianische Krieg von 1463 bis 1479 fügt dem venezianischen Seereich gravierende Schäden zu und war verbunden mit territorialen Verlusten in den Adriakolonien, was zugleich eine Einengung des Seeweges bedeutete. Im zweiten Krieg von 1499 bis 1502 verschlechterte sich die Lage zunehmend. Durch die osmanische Eroberung Syriens und Ägyptens 1516/17 übernahm das Osmanische Reich endgültig die Vormachtstellung im Mittelmeerraum, was durch den dritten Krieg von 1537 bis 1540 nochmals bestätigt wurde und mit dem Fall Zyperns 1570/71 schließlich besiegelt wurde.

Diese permanente Zurückdrängung hatte die Gründung einer heiligen Allianz zur Folge, nämlich einem Bündnis mit Spanien, Malta, Genua, Florenz, Parma und Ferrara angehörten. Am 7. Oktober 1571 konnte der osmanischen Flotte bei Lepanto eine vernichtende Niederlage zugefügt werden. Dieser Sieg hatte eine Flut von Türkendrucken zur Folge, die den Triumph des Christentums über die Türken feierte.
Dieser Sieg konnte aber nicht ausgenutzt werden, da sich die Spanier der Eroberung Tunesiens zuwandten und sich nicht weiter fernen Kriegsschauplätzen zuwandten. Daher beinhaltete der Friedensvertrag von 1573 keine Zugeständnisse für Venedig.

Im Zuge der Türkenbedrohung musste Venedig die Rolle als führende Rolle im Mittelmeerraum aufgeben. Das dies jedoch noch andere Einflüsse hatte, als die Türkenbedrohung, darf nie außer Acht gelassen werden.

Die Wiedergeburt Europas

Almut Höfert, Den Feind beschreiben. "Türkengefahr" und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450-1600 (Frankfurt am Main 2003)

Der Europabegriff des Mittelalters war auf geografische Grenzziehungen bedacht hatte aber keinen Einheitsgedanken zugrunde. Erst durch die drohende Türkengefahr, die durch den Fall Konstantinopels 1453 entgültig realisiert wurde, veränderte den Europabegriff. Silvio Piccolomini, der Vertreter Friedrichs III bei Reichstagen und Papst Pius II, waren für eine Neuformulierung ausschlaggebend. Mit der Eroberung Konstantinopels fiel das vierte Patriachart nach Jerusalem, Aleandria und Antiochia unter nichtchristliche Herrschaft.
Der Kreuzzugsgedanke des späten 11. Jahrhunderts wurde von Jerusalem auf Konstantinopel übertragen, wo Papst Calixt III maßgebend war. Der geografische Europabegriff war nun eng mit Christentum verknüpft. Im Unterschied zu den Kreuzzügen des 11. und 12. Jahrhunderts ist dies eine christliche "Mission", die auch von geografischer Bedeutung ist, da die europäischen Grenzen direkt bedroht wurden und nicht wie bei den Kreuzzügen nur die Einheit des Glaubens betroffen war. Die Türkengefahr vereinte sogar kurzfristig die lang zerstrittenen griechischen und lateinischen Christen. Die Mobilisierung gegen den gemeinsamen Feind war jedoch klar nicht leicht zu werden, da Nationen wie Spanien, Frankreich oder England geografisch nicht betroffen waren. Ab Karl V nahmen die Habsburger die Figur des Europas für sich in Besitz, um ihre Propaganda gegen die Türken zu stützen und ihre eigene Politik zu legitimieren.

Bei der Behandlung der Fragestellung ob ein europäischer/abendländischer Solidaritätsgedanke in der FNZ im Zuge der Türkengefahr existierte darf eine gegenseitige Beeinflussung der geislichen und weltlichen Mächte nie verdrängt werden. Eine einseitige Behandlung führt wohl zu unverständlichen und falschen Schlussfolgerungen.

Dienstag, 27. November 2007

Rezension

Heinz Herz, Morgenland - Abendland. Fragment zu einer Kritik „abendländischer“ Geschichtsbetrachtung (Leipzig 1963)

Heinz Herz stellt sich in seinem Werk Morgenland – Abendland vehement gegen die europäische und speziell gegen die deutsch „abendländische“ Geschichtsschreibung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der absolute Eurozentrismus und die Ignoranz der Einflüsse anderer Kulturen, besonders die der orientalische Kultur, auf die europäische Geschichte verwirft Herz und empfiehlt eine universalgeschichtlichere Anschauungsweise. Diese Ansicht, die Verfehlung der Abendlandtheorie in der deutschen Geschichtsschreibung, stellt auch gleichzeitig die Leithypothese dar. Dabei darf auch nicht das Umfeld des Autors außer Acht gelassen werden, da sich Leipzig 1963 in der DDR befand.
Quellen, die seine These direkt bestätigen werden nicht angeführt. Die Argumentationsweise besteht in einer Analyse und Kritik der Gegenseite, wofür Herz die Autoren Jacob Burckhardt und Leopold von Ranke mit ihren Werken „Weltgeschichtliche Betrachtungen“ und „Weltgeschichte“ anführt, welche die „abendländische“ Geschichtsschreibung nicht nur unterstützt, sonder auch geprägt haben.

Das 689 Seiten fassende Werk behandelt die konfliktreiche Geschichte zwischen Morgen- und Abendland. Vom alten Orient, über die Antike, Mittelalter, Byzanz, Kreuzzüge, Türkenbedrohung, griechischen Freiheitskampf, bis zum bürgerlichen Europa des 19. Jahrhunderts auf dem Weg zum Kolonialismus. Speziell in den Epochen der Kreuzzüge, FNZ – Türkenbedrohung und dem griechischen Freiheitskampf, spielt Herz auf die „abendländische“ Rolle Europas an, die seiner Meinung nach nie von Einheit und Solidarität geprägt wurde. Jedoch bemüht sich der Autor rein aus der Sicht der Geschichtsschreibung die Gegebenheiten zu analysieren und nicht etwa aus einer religiösen Sicht. In dieser zeitlich sehr weitreichenden Spanne werden jedoch einige Hypothesen, die zur Begründung der Leithypothese dienen sollten, nicht ausreichend belegt und begründet. In oft zweifelhaften Punkten fehlt die entlastende Fußnote und wird somit zu einer Theorie und nicht zu einem Beleg. Im Laufe des Buches versteift sich der Autor immer mehr auf chronologische Abläufe womit die Hypothesenbelegung auch an ihrer Intensität geschwächt wird. Was dem Professor der Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena jedoch nicht vorzuwerfen ist der fehlende Zweifel, mit dem er an das Thema herangeht.

Seine Rückschlüsse aus den damaligen Umständen überträgt er gut auf seine Hypothese und behält auch andere Einflüsse immer im Auge. Die Argumentation ist größtenteils schlüssig und gut aufarbeitet. Einen Punkt möchte ich jedoch kritisch betonen. Herz schreibt: "...aus ihnen (die 2 WK) lässt sich kein Abendland mehr restaurieren, aus ihnen kann nur eine sozialistische Zukunft aufgebaut werden, für die es kein „Abendlandproblem“ mehr gibt." Wenn man bedenkt, dass dieses Werk ein in Leipzig angestellter Universitätsprofessor 1963 verfasste, der Europa nur eine sozialistische Zukunft vorhersagt, dann wird die Sympathie zum Osten, die immer wieder angedeutet wird, auch klarer. Im Vergleich zu anderen Werken dieser Zeit sieht es vielleicht genau aus diesem Grund die Problematik der „abendländischen“ Geschichtsschreibung aus einem kritischeren Blickwinkel.
Im Großteil ist Heinz Herzs „Morgenland – Abendland“ eine interessante Lektüre die einen Konflikt historisch wertvoll und auf einem gutem sprachlichen Niveau aufarbeitet und in das 20. Jahrhundert überträgt. Ich kann das Buch jedem empfehlen der geschichtliches Interesse hegt, jedoch muss der politische Hintergrund des Autors immer miteinkalkuliert werden und somit ebenso kritisch behandelt werden, wie die behandelte Problemstellung selbst.

Montag, 26. November 2007

1. Entwurf des Kapitels des Abendlandbegriffes

Abendland, ein Begriff der den meisten geläufig ist und auch logisch erscheint, doch bei genauerer Betrachtung viele Zweifel aufweist. Mithilfe versierter Befragung war es möglich die Stellung und Bedeutung des Begriffes im 21. Jahrhundert zu erfassen. In Assoziation zum Terminus Abendland vielen Begriffe, wie: Westen, Europa, Mittelalter, Morgenland, Sonne, die hl. 3 Könige, kulturelle Spannungen, europäische Wertekultur, Kreuzzüge, fanatischer Katholizismus, Kriege, Christentum, EU. Diese Vielzahl von unterschiedlichen Assoziationen zeigt, dass der Begriff des Abendlandes im Laufe der Zeit vielfach beeinflusst und unterschiedlich verwendet wurde.
Grundsätzlich kann der Begriff Abendland nur mit seinem Gegenstück, dem Morgenland abgegrenzt werden, dessen Wortherkunft im frühen 16. Jahrhundert liegt, und eng im Zusammenhang mit dem Auf- und Untergang der Sonne liegt. In der Bibelübersetzung Martin Luthers verwendete er bereits 1517 den Begriff des Morgenlandes (1) , wobei der Terminus des Abendlandes nur mit dem Wort „Abend“ (2) angedeutet wurde, aber bereits die Bedeutung des späteren Begriffs in sich trägt. Erstmals wurde der Wortlaut „Abendlender“ von Caspar Hedio 1529 mit der Bedeutung „Okzident“, dessen Herkunft ins 11. Jahrhundert zurückgeht, verwendet.
Orient und Okzident zeigten ursprünglich, als Synonyme der Begriffe Morgenland und Abendland, die Reichsteilung des römischen Imperiums in eine östliche und westliche Reichshälfte im Jahr 395. Folglich liegen die kulturellen Wurzeln des Abendlandes in der griechischen Antike, Imperium Romanum sowie im christlichen Glauben und prägen somit die Geschichte als europäische Ideen- und Wertekultur, womit eine geografische Abgrenzung in den Hintergrund rückt.

„Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Kapitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen.“ (3)

Der deutsche Geschichtsphilosoph Oswald Spengler grenzte das Bild des „Abendlandes“ weiter ein, datierte dessen Beginn in die merowingisch, karolingische Zeit (500-900), sieht dessen Frühzeit in Gotik und Renaissance und dessen Spätzeit mit Barock und Rokoko. Im 19. Jahrhundert tritt an Stelle der Kultur die Zivilisation, die sich als „Dasein ohne innere Form“ ausdrückt. Die letzte Phase, welche seit dem 19. Jahrhundert läuft, bezeichnet Spengler als eine „Ausbreitung der letzten Weltstimmung“, die im Abendland durch den „ethischen Sozialismus“ repräsentiert wird. (4)
Ein weiterer wichtiger Vertreter der deutschen Geschichtswissenschaft, Jacob Burckhardt, imponierte das Abendland bezüglich dessen kulturdominierten Verhältnis zwischen Kultur und Macht. Im Burckhardts Sinne ist die Macht an sich böse. Das Morgenland ist ihm daher im Gegensatz zum Abendland suspekt, da es aus Großstaaten besteht, in denen die Macht über die Kultur dominiert (5). Burckhardt ruft zu einer Verteidigung der Kultur des Abendlandes auf.(6)
Die „abendländische“ Begriffsherleitung der deutschen Geschichtsschreibung ist jedoch im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert mit Vorsicht zu betrachten, da sich im deutschsprachigen Raum ein besonderer Traditionalismus entwickelte. Sie wird nach dem Ende des hl. Röm. Reich dt. Nation ideologisiert und damit vor allem gegen Protestantismus und Preußentum für die sogenannte Großdeutsche Lösung in Stellung gebracht, wobei sich der Abendlandbegriff immer mehr zu einer katholischen Domäne entwickelte. Nach 1945 brach die Abendlandidee wieder aus, wobei das beste Beispiel die 1949 gegründete Karlspreisgesellschaft ist. Der Karlspreis sollte fortan jährlich Persönlichkeiten verliehen werden, die den Gedanken der abendländischen Einigung in politischer, wirtschaftlicher und geistiger Beziehung gefördert haben. In dieser Phase des Begriffes zeigte sich auch eine gewisse Bedeutung für den europäischen Einheitsgedanken, somit fortwirkend für die EU. Der Umgang mit dem Begriff des „Abendlandes“ sollte immer behutsam sein, da er im Laufe der Geschichte oftmals eine hochideologisierte Benutzung erleiden musste und fortwährend einen gegen den Osten gerichteten Beiklang hatte (7).

In Betracht der Analyse „europäischer/abendländischer“ Einheitsgedanken im Zuge der Türkengefahr ist der Abendlandbegriff der Frühen Neuzeit von besonderer Bedeutung. Als Fundament auf dem die Argumentation und Beweisfindung aufbauen wird muss der Abendlandbegriff als Einheitsbegriff abgegrenzt sein. In der frühen Neuzeit ist der Abendlandbegriff noch eine Seltenheit, vielmehr wird von christlicher Solidarität und der Einheit der Christenheit gesprochen(8). 200 Jahre nach den letzten Kreuzzügen kommen auch diese Ideen seitens der römisch katholischen Kirche wieder zum Vorschein, die unter einen christlichen Einheitsgedanken gestellt werde. Im Zuge der drohenden Türkengefahr wird der „abendländische“ Einheitsgedanke auch für propagandistische Zwecke eingesetzt, um speziell die unteren Bevölkerungsschichten gegen einen gemeinsamen Feind aufzuhetzen und somit von den sozialen und wirtschaftlichen Problemen des Feudalsystems abzulenken, dass die Bauern an ihr Existenzminimum trieb. Die Verbindung der Geistlichkeit und Weltlichkeit im Hinblick auf den Abendlandgedanken läuft nur über den Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, der als Nachfolger des römischen Kaisers und Schutzherr der Christenheit die „abendländische“ Religion zu verteidigen inne hatte. Ungeachtet der weltlichen Probleme wurde diese Konstellation von der laufenden Reformation enorm beeinflusst womit die Weltlichkeit von der Geistlichkeit in unserer kulturell religiösen Frage nur schwer getrennt werden kann. Die gegenseitige Beeinflussung darf nie außer Betracht gelassen werden. In dieser Zeit des politisch instabilen Europas darf man den abendländischen Einheitsgedanken nie als selbstverständlich und gegeben annehmen, der uns vielleicht durch die eurozentristischen Bewegungen im letzten halben Jahrhundert vermittelt wurde. Eine globale Weltanschauung ist dem Menschen der frühen Neuzeit fremd, wodurch die geografische, kulturelle, religiöse und soziale Zusammengehörigkeit an ihrer Schlagkraft verliert und kontinentale Probleme in den Vordergrund rücken.

Für die weitere Betrachtung dieses Themas ist es wichtig sich die damaligen Umstände in denen die Menschen Europas zu Leben hatten vorstellen zu können. Europa war ein ständiger Kriegsschauplatz weltlicher sowie geistlicher Auseinandersetzungen, das veraltete Feudalsystem und die Steuerlast belastete die unteren Schichten, die Reformation setzte die Bevölkerung einer ungewisse Jenseitsposition, sowie ständiger Diskriminierungen und Verfolgungen aus, und der „schwarze Tod“ kehrte immer wieder nach Europa zurück. Somit war die Formulierung des Diesseitsbegriff als „Tal der Tränen“ in dieser Epoche vielleicht zutreffender als jemals zuvor.

---Fußnoten befinden sich im Kommentar ---

Mittwoch, 14. November 2007

Erneute Gliederung

Ich habe es eingesehen: Der Stoffumfang war zu groß weshalb ich eine erneute Gliederung starte:

1- Einleitung
2- Zu den Begriffen Abendland/Morgenland
3- 1453: Der Fall Konstantinopels, Ein neuer Machtfaktor
--------- Das türkische Reich; Politik, Mitlitär, Religion
--------- Expansion nach Europa und das Abendland sieht zu?
----------------- Trennung weltliche/geistlich
----------------- hl. röm. Reich dt. Nation
----------------- Politik des Machtgleichgewichts, Frankreich - Türken
4- 1529-1683: Wien, das Tor ins Abendland
--------- 1. Wiener Türkenbelagerung
--------- Friede: Ein Schein der trügt!
--------- 2. Wiener Türkenbelagerung
5- (Die Habsburger gen Südosten
--------- kurzer Verlauf des türkischen Rückzugs/Untergangs)
--------- "Der kranke Mann am Bosporus!"
6- Europäische Einheit in der FNZ?
--------- Abendland?

Die Arbeit soll die europäischen Einheitsgedanken auf weltlicher-geistlicher, adeliger-bürgerlicher Ebende analysieren, das Ausbleiben einer gemeinsamen Abwehr begründen und somit den Begriffes des Abendlandes hinterfragen.

Wie es aus der Gliederung bereits hervorgeht sollte der 3. Teil die grundlegenden Gedanken behandeln, welche darauf im 4. Kapitel weiter belegt und vertieft werden sollen. Das 5. Kapitel ist noch fraglich, da es mir für den Kontext nicht so wichtig erscheint. Es würde nur Sinn machen wenn man die frühen Kolonisierungsgedanken miteinschließt, was aber die Arbeit zu weit in die Länge ziehen würde. Der 6. Teil soll die Existenz oder vielmehr die Bedeutung des Abendlandes in der FNZ noch einmal revue passieren lassen und eine Schlussthese beinhalten, die das Ergebnis dieser Arbeit sein wird.

Aus der FB Zeitgeschichte

Um das Buch: Mitteleuropa und die Türken; Politische und kulturelle Beziehungen zwischen zwei Kulturkreisen. genauer zu betrachten habe ich mich heute in die FB für Zeitgeschichte gewagt.

Auf den ersten Blick scheint mir das Buch von Karl Vocelka recht brauchbar für meine Seminararbeit. Ein weiterer Pluspunkt sind etliche Folien mit knapp analysierten PQ im Anhang des Buches, aber jetzt gehts einmal ans lesen.


In der Einleitung - verfasst von Karl Vacelka - wird vorerst ein Überblick über behandelte Themen verschafft, und was ihm dabei wichtig im Sinne des heutigen Verständnisses ist.
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Das Türkenfeindbild:
Ihr wird das seit dem 15. Jahrhundert bestehende Islamfeindbild betrachtet, das besonders von der christlich orientierten Kultur Mitteleuropas betont wurde/wird. Türken werden in der Geschichte als kulturlose Babaren hingestellt und auf kriegerische Tätigkeiten reduziert
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Das Bild vom "christlichen Abendland":
Die meiste Literatur zum Türkenkampf steht unter dem Auspekt der Idee der "Rettung des christlichen Abendlandes vor der Barbarei der Osmanen." Es wird ebenso der Eurozentirsmus und die Intoleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen betont. Die Verteidigung des "christlichen Abendlandes" wird in diesem Sinne maßgebend und wird auch der für meine Arbeit der Teil von größter Bedeutung.
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Die Aufgabe der Schule:
Da diese Mappe/Buch eine Orientierungshilfe für Lehrer zur richtigen Behandlung des Schulstoffes ist widmet Herr Vocelka den letzten Teil der Einleitung dieser Materie. Vorerst werde ich mich aber nicht damit befassen.

Dienstag, 6. November 2007

Gliederung - eine Silhouette wird sichtbar

Die grobe Gliederung habe ich nun mit meiner Fragestellung, aus der sich auch der Titel ableiten wird, nochmals erledigt. Nun an die wirkliche Gliederung der Arbeit.

1) Einleitung: In der Einleitung/Prolog will ich dem Leser den Titel genauer erläutern und den Bezug zum Überthema europäische Einheit klarstellen. Außerdem soll ein bestimmter Überblick über die Arbeit entstehen und die wichtigsten Punkte kurz angeführt werden, um den Leser darauf vorzubereiten.

Ein weiteres meiner Anliegen ist eine Chronologie einzuhalten, um dem Leser, der mit der Materie nicht so vertraut ist, die Lektüre nicht unnötig zu erschweren.

2) Inhalt des nächsten "Kapitels" wird eine Abgrenzung von Abendland und Morgenland sein. Wie sieht die Lage vor der türkischen Expansion am Balkan aus? Welchen Stellenwert haben die Türken in einer europäischen Einheit, wenn man davon überhaupt sprechen kann? Dabei werde ich geringe Einflüsse der Kreuzzüge miteinbeziehen und auch einen Blick auf Konstantinopel werfen. Im byzantinischen Reich Abendland, im osmanische Reich Morgenland?

3) Darauf folgt die Expansion am Balkan/Griechenland selbst. Ich möchte jedoch dabei nicht speziell auf die kriegerischen Ereignisse eingehen, sondern vielmehr auf Veränderungen für die Bevölkerung. Mit was musste das restliche Europa rechnen im Falle einer islamischen Eroberung. In diesem Zusammenhang schließe ich auch die erste Wiener Türkenbelagerung mitein. Was fürchteten die Europäer/Wiener und welche Unterschiede hatte eine türkische Besatzung mit einer Westlicheren?
Die türkische Verwaltung in den besetzten Gebieten wird dabei natürlich auch ein wesetlicher Teil sein (Janitscharen/Blutzoll, Religionsfreiheit?).

4) Die Türken vor Wien; "Das Tor zum Abendland!"
Wie beflügelte dieser gemeinsamer Feind den europäischen Einheitsgedanken und wie verändert die türkische Bedrohung die europäische Politik? Vielleicht werde ich in diesem Zusammenhang kurz auf den Barock als Ausfluss der Abwehr der Türkengefahr miteinbeziehen. Diese Option lasse ich mir jedoch noch offen.

5) Nun folgt ein großer Sprung in die Gegenwart. Welche dieser Ängste/Gefahren sind im heutigen Diskurs in der Frage um die EU/Türkei present? Dabei wird weder die popularistische Diskriminierung auf den Wahlplakaten (PQ) mancher österreichischen Parteien, weder Integrationsprobleme in Deutschland oder Frankreich außer Acht gelassen.

Wie wichtig sind nun jene, aus der Arbeit herausgegangenen, tief verwurzelten Probleme der europäischen "Völker/Volk" im Hinblick auf die oft diskutierte Frage der Zugehörigkeit der Türkei zur europäischen Einheit?

Fragestellung in Hinblick auf meine Gliederung

Ich möchte nun den ersten Versuch starten meine bevorstehende Arbeit in spezielle Abschnitte zu gliedern.

Um meine Herangehensweise an das Thema ein wenig plausibler darzustellen werde ich kurz meine Überlegungen schrittweise anführen.
Das Grundthema rund um die Türkei und eine genauere Eingrenzung habe ich ja schon im letzten Beitrag durchgeführt, doch nun war die Aufgabe, meine Gedanken zu kongretisieren und mit den ersten Überblick, den ich aus den ersten Recherchen gewonnen habe, zu kombinieren. Um jedoch nicht in eine falsche Richtung zu gelangen listete ich meinen Gedankengang beginnend mit der Europäischen Einheit noch einmal auf.
Mein Ziel dabei war es eine interessante Fragestellung zu gewinnen, die ich im Rahmen der Arbeit historisch bearbeiten, und wissenschaftlich begründen kann.
Nun nochmal im Kurzverlauf:
Europäische Einheit - EU-Beitritt Türkei - europäische Ablehnung/Diskriminierung (Asylpolitik/Popularismus)
Fragestellung: Worin ist diese europäische Ablehnung/Diskriminierung gegenüber dem türkischen Volk begründet? Warum ist der europäische Integrationgedanke in Bezug auf die Türkei nicht so ausgeprägt, wie bei anderen Staaten?

Dies soll nun den Bogen um meine Arbeit spannen, damit der Bezug zur europäischen Einheit nicht verloren geht und meine Arbeit nicht nur eine Struktur im Feinen, sondern auch im Groben aufweist.

Freitag, 26. Oktober 2007

Themeneingrenzung, PQ, SQ

Das Großthema rund um die Türkei/Osmanisches Reich habe ich nun weiter eingegrenzt. In Bezug auf Europa und die europäische Einheit werde ich die Diskriminierung gegenüber den Türken/Osmanen historisch analysieren und ihre Auswirkung auf die Idee der europäischen Einheit aufzeigen. Dazu werde ich die Epoche rund um die zwei Türkenbelagerungen Wiens genauer ins Visier nehmen sowie Einflüsse der Kreuzzügen miteinbeziehen.

Relevante Primärquellen zu diesem Thema sind:
Karikaturen, Gemälde, Augenzeugenberichte (von beiden Seiten der Fronten), Gebäude (z.B.: Karlskirche, Belvedere,...), Volkslieder, Sprichwörter, Märchen,...
Besonders die Analyse letzteren ist sehr interessant bezüglich der tief verwurzelten Furcht und Abneigung gegenüber den Türken.

SQ:
Folgende Themengebiete habe ich vor in der ersten Überblicksphase abzudecken (erste Literaturrecherche):
Allg. europäische Einheit
Abendland/Morgenland
Türkenbelagerungen

Literatur über diese Gebiete habe ich bereits angefordert, wobei ich mich für die im Kommentar vermerkte Literatur entschieden habe.
Ein Werk, das sich nicht zu diese drei Themengebiete zuordnen lässt behandelt die Thematik der Kreuzzüge.
Einflüsse der Kreuzzüge möchte ich vorerst nur am Rande anschneiden, ich plane diese Erweiterung jedoch mitein, um die historischen Wurzeln meiner Argumentation stärken zu können. Somit werde ich in diese Thematik erst als Vertiefung der Türkenbelagerungen eingehen.

Kritische Anregungen, Vorschläge, Kommentare und Einwändungen sind duraus erwünscht.

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